Wenn der Schlaf nicht kommen will

Schlaf ist ein rhyth­mi­sches Gesche­hen und die wich­tigs­te Erho­lung für den Men­schen.
Der Kör­per ent­spannt sich, die See­le kommt zur Ruhe. In der Nacht ver­ar­bei­ten wir die Gescheh­nis­se des Tages. Doch für vie­le Men­schen ist Schla­fen zu einem Pro­blem gewor­den. Sil­via Stöck­ler beschreibt anhand typi­scher Bei­spie­le, wo die Pro­ble­me lie­gen kön­nen und was der Ein­zel­ne tun kann, wenn der erhol­sa­me Schlaf aus­bleibt.

Frau Hau­ser (Name von der Redak­ti­on geän­dert) ist 36-jäh­rig und sehr enga­giert in ihrer beruf­li­chen Tätig­keit als Bank­kauf­frau. Auch ihre viel­fäl­ti­gen Auf­ga­ben als Haus­frau und Mut­ter zwei­er Schul­kin­der for­dern viel von ihr. Seit eini­gen Wochen fin­det sie nur schwer in den Schlaf, dazu kommt ver­mehrt, dass sie gegen zwei Uhr mor­gens auf­wacht. Sie liegt lan­ge Zeit wach, vie­le Gedan­ken gehen ihr durch den Kopf. Am Mor­gen kann sie nur mit Mühe auf­ste­hen. Sie fühlt sich zuneh­mend erschöpft, ver­fügt über wenig Reser­ven, sowohl kör­per­lich als auch psy­chisch. Typisch für sie ist, dass ihre Füs­se nur sel­ten warm sind.

Herr Mül­ler (Name von der Redak­ti­on geän­dert), 53 Jah­re alt, hat eine kräf­ti­ge kör­per­li­che Sta­tur.
Er ist als Unter­neh­mens­be­ra­ter tätig und viel auf Rei­sen. Oft ernährt er sich aus­wärts. Häu­fig hat er auch am Abend noch geschäft­li­che Ter­mi­ne, zum Teil sind die­se mit einem üppi­gen Abend­essen ver­bun­den. Meis­tens kann er nach einem sol­chen Geschäfts­es­sen nicht gut ein­schla­fen. Er wirft sich von einer Sei­te auf die ande­re und fin­det kei­ne Ruhe. Manch­mal hat er das Gefühl, dass ihm das Bett wie zu eng wird. Ihm ist zu warm.

Frau Con­ra­di (Name von der Redak­ti­on geän­dert) ist 57. Vor weni­gen Mona­ten ist ihr Mann uner­war­tet ver­stor­ben. Das war ein gros­ser Schock für sie. Ihre Kin­der sind jetzt so oft wie mög­lich bei ihr und erle­di­gen
vie­le der anste­hen­den Auf­ga­ben gemein­sam mit ihr.
Frau Con­ra­di fällt es sehr schwer, ihr Leben wie­der neu anzu­pa­cken. Sie hat Angst vor dem Allein­sein. Beson­ders abends wird es ihr eng um die Brust, sie fällt erst sehr spät völ­lig erschöpft in den Schlaf, aus dem sie mor­gens nur wenig erholt wie­der erwacht.

Erhol­sa­mer Schlaf baut auf

Die drei Men­schen sind hier bei­spiel­haft beschrie­ben.
Ähn­li­che Schick­sa­le gibt es vie­le. Gemein­sam ist ihnen die gros­se Not, kei­nen erhol­sa­men Schlaf zu fin­den. Sie ste­hen mor­gens auf und füh­len sich nicht erholt. Die Auf­bau­kräf­te im Innern kön­nen nicht wir­ken, weil sich Geist und See­le nicht voll­stän­dig lösen im Schlaf. Die Schwie­rig­kei­ten mit dem Schlaf haben aber bei den drei­en ver­schie­de­ne Ursa­chen.
Betrach­ten wir dafür den mensch­li­chen Orga­nis­mus genau­er. Er glie­dert sich in drei Funk­ti­ons­ein­hei­ten. Der Wahr­neh­mungs­be­reich loka­li­siert sich pri­mär im Ner­ven-Sin­nes-Sys­tem des Men­schen. Es ist der Bereich, wo das Den­ken und das Kom­bi­nie­ren vor­herr­schen, also die Akti­vi­tä­ten im Kopf. Ner­ven­vor­gän­ge sind immer von Sub­stanz­ab­bau geprägt. Das Stoff­wech­sel-Glied­mas­sen-Sys­tem ist an allen Auf­bau­vor­gän­gen im Orga­nis­mus betei­ligt. Es hat mit Auf­bau, Ernäh­rung und Wär­me zu tun. Nah­rung wird ver­daut und Kör­per­sub­stanz gebil­det.

Das Rhyth­mi­sche Sys­tem im Herz-, Lun­gen- und Gefäss­bereich ver­mit­telt zwi­schen die­sen bei­den Polen und sorgt für den Aus­gleich. Die abbau­en­den Wir­kun­gen des Ner­ven-Sin­nes-Sys­tems wer­den mit den auf­bau­en­den Wir­kun­gen des Stoff­wech­sel­sys­tems har­mo­ni­siert.

Feh­len­der Aus­gleich macht krank

Die drei Funk­ti­ons­be­rei­che des Men­schen durch­drin­gen ein­an­der und bil­den gemein­sam den ein­heit­li­chen Organis­mus. Wir­ken aber die Form­kräf­te des Ner­ven-Sin­nes-Sys­tems zu tief in den Stoff­wech­sel hin­ein, führt das zu sklero­ti­schen, ver­här­ten­den Erkran­kun­gen, zu denen Krebs und Dia­be­tes mel­li­tus gehö­ren. Sind die auf­bau­en­den Kräf­te des Stoff­wech­sel-Glied­mas­sen-Sys­tems zu stark, kommt es zu ent­zünd­li­chen und auf­lö­sen­den Erkran­kun­gen der Gelen­ke (Arthri­tis) oder des Dar­mes, zum Bei­spiel Coli­tis ulce­ro­sa.
Das Rhyth­mi­sche Sys­tem selbst erkrankt nicht. Orga­ne des Rhyth­mi­schen Sys­tems wei­sen ent­we­der sklero­ti­sche
Ten­den­zen auf wie beim Herz­in­farkt oder auf­lö­sen­de Ten­den­zen wie bei einer Lun­gen­ent­zün­dung. Um gesund zu blei­ben, ist es des­halb unab­ding­bar, dass die drei Funk­ti­ons­ein­hei­ten in einen har­mo­ni­schen Aus­gleich kom­men.

Sich sel­ber zu einem bes­se­ren Schlaf ver­hel­fen

Kom­men wir zu unse­ren anfäng­lich beschrie­be­nen Bei­spie­len zurück. Alle drei Per­so­nen kön­nen selbst viel dazu bei­tra­gen, bes­ser zu schla­fen und damit ihre Gesund­heit zu för­dern. Bei Frau Hau­ser haben die Schlaf­pro­ble­me ihre Ursa­che im Ner­ven-Sin­nes-Sys­tem. Für den Schlaf von Frau Hau­ser ist es am wich­tigs­ten, dass sie war­me Füs­se hat. Eine Wärm­fla­sche wärmt ihr Bett vor. Mit einem beru­hi­gen­den Laven­del­öl oder einer wär­men­den Kup­fer­sal­be reibt sie vor dem Schla­fen­ge­hen ihre Füs­se ein. Schlaf­so­cken las­sen die ent­stan­de­ne Wär­me län­ger anhal­ten. Etwas war­me Honig­milch, ein Melis­sen- oder Oran­gen­tee mit Honig vor dem Schlafen­gehen schaf­fen ein woh­li­ges Gefühl. Melis­sen­tee wirkt beru­hi­gend, gera­de bei Men­schen, die „über­dreht“ sind, im Stress und abends nicht abschal­ten kön­nen. Frau Hau­ser darf auch noch spät abends etwas essen, am bes­ten ein klei­nes Schäl­chen süs­sen Hafer­brei. Für sie ist es wich­tig, dass ihr Magen nicht leer ist, wenn sie schla­fen geht.

Auf den Tag zurück­schau­en

Herr Mül­ler dage­gen kann wegen zu star­ker Akti­vi­tät des Stoff­wech­sels nicht ruhig schla­fen. Er reibt sei­ne Füs­se mit einer küh­len­den Lavend­el­emul­si­on ein oder nimmt ein küh­les Fuss­bad mit Laven­del­ba­de­salz. Mit höchs­tens 37.5° sorgt ein sol­ches Fuss­bad dafür, dass die sehr war­men Füs­se von Herrn Mül­ler etwas abküh­len. Das Laven­dels­alz wirkt zudem beru­hi­gend. Hilf­reich für Herrn Mül­ler kann es auch sein, kurz vor dem Schlaf Rück­schau auf den ver­gan­ge­nen Tag hal­ten. Dabei ver­sucht er, sich die Tages­er­eig­nis­se mög­lichst genau rück­wärts vor­zu­stel­len. Wäh­rend die­ser Übung betrach­tet sich Herr Mül­ler eini­ge Minu­ten lang wie von aus­sen. In der kur­zen Zeit ist er natür­lich nicht in der Lage, den gesam­ten Tag in allen Ein­zel­hei­ten rück­wärts anzu­schau­en. Des­halb nimmt er sich nur einen kur­zen Tagesau­schnitt vor, den er sich aber mög­lichst exakt vor­stellt. Oder er stellt sich den Tag in grös­se­ren Zügen vor, ohne auf Ein­zel­hei­ten ein­zu­ge­hen. Wich­tig ist, dass er die­se Übung regel­mäs­sig durch­führt.

Das Zau­ber­wort heisst Rhyth­mus

Für Frau Con­ra­di ist es wich­tig, den eige­nen Lebens­rhyth­mus wie­der zu fin­den. Der Schock über den Tod ihres Man­nes hat sie aus dem Gleich­ge­wicht gebracht. Sie muss nun ihr Rhyth­mi­sches Sys­tem stär­ken. Sie reibt sich abends die Herz­ge­gend mit einer Sal­be aus Gold und Rose ein. Gold ist das Metall der Mit­te und wird the­ra­peu­tisch dort ein­ge­setzt, wo Pola­ri­tä­ten nicht aus­ge­gli­chen wer­den kön­nen. Die Rose hat in sich eine sehr gros­se Har­mo­nie. Die Kelch­blät­ter der Rose bil­den einen har­mo­ni­schen Fünf­stern. Rosen­duft ist ein gros­ser Angst­lö­ser, ver­mit­telt Har­mo­nie und Gebor­gen­heit. Ein Tuch, getränkt mit eini­gen Trop­fen von rei­nem Rosen­öl, legt sich Frau Con­ra­di neben ihr Kopf­kis­sen. Ähn­li­ches ist all den Men­schen zu emp­feh­len, die Schwie­rig­kei­ten mit ihrem Lebens­rhyth­mus haben. Man kann nach einer schwe­ren Ope­ra­ti­on eben­so aus dem Gleich­ge­wicht gera­ten wie nach einem Schock­erleb­nis durch einen Unfall. Auch durch unregel­mässige Arbeits­zei­ten, wie sie bei Schicht­ar­beit vor­ge­ge­ben sind, oder durch den Jet­lag nach lan­gen Flü­gen gerät das Leben aus dem Rhyth­mus.

Autoren6

Fach­per­son Sil­via Stöck­ler
Arbeits­schwer­punk­te Dipl. Pfle­ge­fach­frau HF, Exper­tin für Anthro­po­so­phi­sche Pfle­ge, Berufs­bil­dungs­ver­ant­wort­li­che Pfle­ge an der
Ita Weg­man Kli­nik Arle­sheim
Kon­takt silvia.stoeckler@wegmanklinik.ch

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