Sprachtherapie

Über die Sprache einen heilenden Zugang zu den eigenen Kräften und Gefühlen finden

Am Anfang der the­ra­peu­ti­schen Sprach­ge­stal­tung als The­ra­pie ist es gera­de bei Bur­nout-Pati­en­ten sinn­voll, zu klä­ren, ob und wes­halb typi­sche Arten von Erschöp­fung vor­lie­gen. Über­wie­gen im Orga­nis­mus die Kräf­te des Stoff­wech­sels gegen­über jenen des Ner­ven-Sin­nes-Sys­tems, dann ist die Gefahr vor­han­den, dass ein Mensch sich kon­ti­nu­ier­lich bis an sei­ne Gren­zen ver­aus­gabt, ohne dies recht­zei­tig zu bemer­ken und Gegen­mass­nah­men ein­zu­lei­ten. Er befin­det sich dann irgend­wann am Ende eines lan­gen erschöp­fen­den Weges, wo ihn tota­le Kraft­lo­sig­keit erwar­tet und sei­ne eige­ne Per­son gleich­sam ver­lo­ren geht.

Oft kann man nicht ein­mal rich­tig sagen, wie es dazu kom­men konn­te, denn es fehl­te lan­ge Zeit die bewusst geüb­te Ruhe, die dazu not­wen­dig ist, in Zei­ten gros­ser Bean­spru­chung den Kon­takt zum eige­nen Selbst zu erhal­ten und zu pfle­gen.

 Das Überwiegen der Stoffwechselprozesse – eine Ausatmungsbetonung

Bei einer sol­chen Art von Erschöp­fung kann man oft eine über­mäs­si­ge Aus­at­mung bemer­ken, die nicht von einer tie­fen und ruhi­gen Ein­at­mung im Gleich­ge­wicht gehal­ten wird. Die Luft wird aus­gie­big und schnell ver­braucht. Oft ist die Stim­me leicht „über­haucht“. Hier kann die Sprach­the­ra­pie anset­zen und die Aus­at­mung begren­zen, bewusst machen und gestal­ten.

Es gibt Lau­te, die den Aus­atem­strom stark stau­en und die Stim­me dadurch span­nen und bes­ser wahr­nehm­bar machen. An der Zun­gen­spit­ze befin­den sich vier die­ser Lau­te: N, L, D, T. Von die­sen hat nur das T kei­ne Stimm­be­tei­li­gung. Mit ein­fa­chen Laut­übun­gen, die schnell beherrscht wer­den kön­nen, lernt der Mensch, sei­ne Aus­at­mung zurück­hal­ten­der zu gestal­ten, und wird sich selbst bes­ser bewusst. Der Mensch wacht für sich auf. Er lernt sich hören, auf sich hören.

Das Überwiegen der Sinnesprozesse – eine Einatmungsbetonung

Lebt ein Mensch stär­ker in den Sin­nes­pro­zes­sen, an die sich Vor­stel­lungs- und Denk­pro­zes­se anschlies­sen, dann ist oft genü­gend Wach­heit da. Wird aber über län­ge­re Zeit mit einer sol­chen Kon­sti­tu­ti­on eine gros­se Leis­tung erbracht, dann besteht die Gefahr der Über­rei­zung. Das Ner­ven­sys­tem kommt unter gros­se Span­nung, weil jede Wahr­neh­mung eine Art Wei­ter­lei­tung erfah­ren muss, eine Ver­in­ner­li­chung durch­lau­fen und eine Indi­vi­dua­li­sie­rung erle­ben soll­te, damit der Mensch nicht an Über­rei­zung erkrankt.

Die wahr­neh­men­den und vor­stel­lend-den­ken­den Kräf­te bedeu­ten für den Orga­nis­mus einen Abbau; des­halb sind wir am Abend müde. Fast immer fin­det sich bei solch einer Wahr­neh­mungs­be­to­nung ein Über­wie­gen der Ein­at­mungs­pro­zes­se. Der Mensch kommt in ein Erlie­gen der kör­per­lich-see­li­schen Kräf­te, da dem Abbau ein Auf­bau fol­gen muss, weil ein voll­stän­di­ges Aus­at­men not­wen­dig ist, um dem Sin­nes-Ner­ven-Pro­zess das Gleich­ge­wicht zu hal­ten.

Regt man in einer sol­chen Situa­ti­on vor­sich­tig den Aus­at­mungs­pro­zess mit ent­spre­chen­den Sprach­übun­gen an, so dass wie­der Erleb­nis­se an der Aus­at­mung statt­fin­den kön­nen, beginnt sich das Über­reiz­te, das Über­spann­te zu lösen, der Schlaf wird bes­ser, erhol­sa­mer und tie­fer, und der Mensch ent­wi­ckelt hei­len­de Erleb­nis­se.

 Zusätzliche Stressoren bei Burnout

Eine Ein­at­mungs­be­to­nung oder eine Aus­at­mungs­be­to­nung macht noch kein Bur­nout. Dazu braucht es zusätz­li­che Belas­tungs­fak­to­ren wie bei­spiels­wei­se schwie­ri­ge Arbeits­ver­hält­nis­se, Pro­ble­me mit den Vor­ge­setz­ten oder auch Mob­bing-Situa­tio­nen. Die­ser Druck kann ein Schwin­gen zwi­schen sehr hoher Ein­satz­freu­dig­keit sowie Erho­lungs­mo­men­ten und Ruhe so stark irri­tie­ren, dass die Schief­la­ge dau­er­haft wird.

In der Sprach­the­ra­pie arbei­ten wir des­halb auch mit star­ken Aus­drucks­mit­teln, wel­che posi­tiv her­aus­for­dern und die Ursprungs­an­la­gen des Men­schen wach­ru­fen. Dies kön­nen ver­schie­de­ne Sprach­übun­gen sein oder auch Tex­te oder Gedich­te, die inhalt­lich anre­gen­de Moti­ve ent­hal­ten. Der Mensch ent­deckt so sei­ne Impul­se und sei­ne Gefüh­le neu und lernt, sich selbst wie­der zu über­ra­schen. Eine Neu­ord­nung und Gene­sung beginnt.

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Fach­per­son Alex­an­der Fal­dey
Arbeits­schwer­punk­te Stu­di­um der Sprach­kunst in Dor­n­ach. Sprach­the­ra­peut an der Kli­nik Arle­sheim seit 1999. Fach­grup­pen­lei­ter The­ra­peu­ti­sche Sprach­ge­stal­tung. Bereichs­lei­ter The­ra­pi­en.
Kon­takt alexander.faldey@klinik-arlesheim.ch

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