Qualität der anderen Art — mit bildschaffenden Methoden sichtbar gemacht

Unse­re Lebens­mit­tel sind Mit­tel und Mitt­ler des Lebens zugleich. Sie die­nen dem Leben, indem sie dem Orga­nis­mus die erfor­der­li­chen Nähr­stof­fe zur Ver­fü­gung stel­len. Sie basie­ren aber ihrer­seits auf leben­den Orga­nis­men, die die­se Nähr­stof­fe gebil­det und erzeugt haben. Sie beinhal­ten somit auch die Lebens­kräf­te, die im Rah­men des Nah­rungs­kreis­laufs von einem Orga­nis­mus an einen ande­ren wei­ter­ge­ge­ben wer­den und dort in gewan­del­ter Form wei­ter wir­ken.
Gera­de weil die Lebens­kräf­te in die­sem Kreis­lauf eine zen­tra­le Rol­le spie­len, kann es dabei nicht allein um che­mi­sche Sub­stan­zen und Abläu­fe gehen. Das hat die Anthro­po­so­phie schon früh erkannt. Und sie hat mit den so genann­ten bild­schaf­fen­den Metho­den Mög­lich­kei­ten ent­wi­ckelt, die inne­re Qua­li­tät von Lebens­mit­teln sicht­bar zu machen.

Bio- oder kon­ven­tio­nel­le Milch: Alles einer­lei?

Inter­es­san­tes spiel­te sich in der Schweiz im Herbst 2005 kurz vor der Abstim­mung über die Gen­tech­frei-Initia­ti­ve ab. In einer Publi­ka­ti­on der Uni­ver­si­tät Bern wur­de gestützt auf zwei Stu­di­en behaup­tet, es bestehe kein qua­li­ta­ti­ver Unter­schied zwi­schen der Milch von Kühen aus bio­lo­gi­schen und kon­ven­tio­nel­len Land­wirt­schafts­be­trie­ben.
Es wur­de sogar sug­ge­riert, Bio­milch käme einer Irre­füh­rung der Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten gleich. Die­se müss­ten ohne Gegen­wert einen höhe­ren Preis bezah­len und auf­grund des gerin­ge­ren Anti­bio­ti­ka-Ein­sat­zes im Fall der Bio­milch allen­falls sogar mehr Krank­heits­kei­me in Kauf neh­men. Ent­spre­chend mach­te das The­ma dann in der Tages­pres­se die Run­de, im „Blick“ zum Bei­spiel unter dem Titel „Bio-Milch: Alles Bschiss?“

Fas­zi­nie­ren­de Bil­der der inne­ren Qua­li­tät

Wie sehr es sich gera­de bei der Milch um ein Lebens­mit­tel han­delt, bei dem durch­aus Qua­li­täts-Unter­schie­de bestehen und sicht­bar gemacht wer­den kön­nen, haben unter ande­rem For­schungs­me­tho­den gezeigt, die auf Anre­gun­gen von Rudolf Stei­ner zurück­ge­hen.
Bei der Kup­fer­chlo­rid-Kris­tal­li­sa­ti­on nach Pfeif­fer wird einem wäss­ri­gen Extrakt des Lebens­mit­tels Kup­fer­chlo­rid­lö­sung zuge­ge­ben. Anschlies­send kris­tal­li­siert die Lösung wäh­rend 14 Stun­den in einer Petri­scha­le aus und ergibt fas­zi­nie­ren­de Bil­der, die Auf­schlüs­se über die Vita­li­tät des betref­fen­den Lebens­mit­tels erlau­ben.
Beim Steig­bild nach Wala lässt man eine wäss­ri­ge Lösung des zu unter­su­chen­den Lebens­mit­tels auf einem Chro­ma­to­gra­phie-Papier senk­recht auf­stei­gen. Eine danach hoch­stei­gen­de Sil­ber­ni­trat- und eine Eisen­sul­fat­lö­sung ent­wi­ckeln das Bild. Ähn­lich ist das Ver­fah­ren beim Rund­fil­ter-Chro­ma­to­gramm nach Pfeif­fer.
Mit allen drei Ver­fah­ren – und am bes­ten in Kom­bi­na­ti­on mit­ein­an­der – kön­nen ver­läss­li­che Aus­sa­gen zur inne­ren Qua­li­tät des unter­such­ten Lebens­mit­tels gemacht wer­den. Das haben unter ande­rem so genann­te Blind­ver­su­che gezeigt.

Milch ist ein beson­de­rer Saft

Die Milch besitzt beson­ders aus­ge­prägt die Fähig­keit, in den Petri­scha­len oder auf dem Chro­ma­to­gra­phie-Papier aus­sa­ge­kräf­ti­ge Bil­der zu erzeu­gen. Im Gegen­satz zu ande­ren Lebens­mit­teln genü­gen hier­zu schon weni­ge Mil­li­gramm. Dies allein ist bereits ein Indiz für die hohe Vital­kraft der Milch und im Grun­de auch nicht ver­wun­der­lich ange­sichts der Grund­funk­ti­on, wel­che ihr für das Leben zukommt. Erstaun­li­cher ist viel­mehr, wie aus­ge­prägt die­se Vital­kraft – und mit ihr die bild­schaf­fen­de Fähig­keit – mit der Ent­ste­hung und Ver­ar­bei­tung der Milch zusam­men­hängt.
Schon vor rund 15 Jah­ren haben Ursu­la Bal­zer-Graf und Fritz Bal­zer ver­schie­de­ne Milch­qua­li­tä­ten ein­ge­hend unter­sucht. Sie konn­ten dabei mit bild­schaf­fen­den Metho­den zei­gen, dass die Vital­qua­li­tät der Milch von Kühen aus Bio­be­trie­ben höher ist als die­je­ni­ge von Kühen aus kon­ven­tio­nel­len Betrie­ben. Als beson­ders hoch­wer­tig zeig­te sich dabei die Milch von Tie­ren, die nach bio­lo­gisch-dyna­mi­schen Grund­sät­zen gehal­ten und gefüt­tert wur­den.
Die­se Ergeb­nis­se wur­den im ver­gan­ge­nen Jahr durch eine hol­län­di­sche Stu­die bestä­tigt. Auch hier zeig­te die Milch von Kühen aus Bio­be­trie­ben in der Kup­fer­chlo­rid-Kris­tal­li­sa­ti­on eine bes­se­re inne­re Struk­tur als die Milch von kon­ven­tio­nell gehal­te­nen Kühen. Die ergän­zen­de Mes­sung der Bio­pho­to­nen-Strah­lung der jewei­li­gen Milch bestä­tig­te die­ses Ergeb­nis.

Bio­pro­duk­te sind lebens­kräf­ti­ger

Auch bei ande­ren Lebens­mit­teln kön­nen im Übri­gen die deut­li­chen Unter­schie­de zwi­schen bio­lo­gisch ange­bau­ten und kon­ven­tio­nel­len Pro­duk­ten mit bild­schaf­fen­den Metho­den gezeigt wer­den. Stark gedüng­te und gespritz­te Gemü­se, aber auch Gemü­se­kul­tu­ren aus Hybrid-Saat­gut, zei­gen eine star­ke Beein­träch­ti­gung der inne­ren Vital­qua­li­tät.
Hier glei­chen die Ana­ly­se­bil­der von frisch geern­te­ten Pflan­zen jenen von ent­spre­chen­dem bio­lo­gi­schem Gemü­se, das zuvor schon lan­ge Zeit gela­gert wor­den war. Dies deu­tet auf eine künst­li­che Alte­rung kon­ven­tio­nell ange­bau­ter Lebens­mit­tel hin. Sie wirkt sich abseh­ba­rer­wei­se auch auf die­je­ni­gen aus, die sol­che Pro­duk­te kon­su­mie­ren. Das kann übri­gens mit­tels kine­sio­lo­gi­scher Tes­tun­gen bestä­tigt wer­den.

Natur­ge­rech­te Pro­duk­ti­on und Ver­ar­bei­tung:
Die Qua­li­tät wird „sicht­bar“.

Doch zurück zur Milch: Wie bedeut­sam die natur­ge­rech­te Pro­duk­ti­on von Lebens­mit­teln ist, zeigt sich auch dar­an, dass die Milch von ent­horn­ten Kühen eine gerin­ge­re Vital­qua­li­tät auf-weist als die­je­ni­ge ihrer Art­ge­nos­sin­nen mit Hör­nern. Und was für die Erzeu­gung wich­tig ist, gilt auch für die Ver­ar­bei­tung: Roh­milch zeigt in den Ver­su­chen mit bild­ge­ben­den Ver­fah­ren eine höhe­re Vital­qua­li­tät als pas­teu­ri­sier­te Milch. Noch gerin­ger ist sie bei hoch erhitz­ter, uperi­sier­ter Milch sowie bei Milch, die zusätz­lich homo­ge­ni­siert wur­de.
Es sind also nicht allein die Kei­me, die zäh­len – viel­leicht sogar im Gegen­teil. Und für all jene, denen kon­ven­tio­nel­le Ana­ly­sen ver­trau­ter sind: Die besag­te hol­län­di­sche Stu­die zeig­te bei Kühen aus bio­lo­gi­schen Land­wirt­schafts­be­trie­ben bes­se­re Immun­pa­ra­me­ter und in ihrer Milch einen deut­lich höhe­ren Anteil der gesund­heit­lich wich­ti­gen Ome­ga-3-Fett­säu­ren. Dies des­halb, weil sie vor allem Rau­fut­ter und Rot­klee und nur zu einem gerin­gen Anteil Kraft­fut­ter erhiel­ten. Es ist also doch vie­les Bio, was zählt – und sich auch län­ger­fris­tig aus­zahlt.

Quel­len­an­ga­ben: Ursu­la R. Bal­zer-Graf, Fritz M. Bal­zer: Milch­qua­li­tät im Spie­gel bild­schaf­fen­der Metho­den, in: Leben­di­ge Erde, 5–1991, S. 236–254. Ton Baars, Ruth Adriaan­se, Mach­teld Huber, Jeni­fer Woh­lers:
Milch­qua­li­tät und mensch­li­che Gesund­heit. Gibt es Unter­schie­de in der Erzeu­gung?, in: Leben­di­ge Erde, 6–2005, S. 42–45. Hans-Peter Stu­der: Auch bei Lebens­mit­teln gilt: Es ist die inne­re Qua­li­tät, die zählt, Inter­view mit Dr. Ursu­la Graf (vor­mals Bal­zer-Graf), in: für uns/ vita sana, 3–2000, S. 6–10

Bil­der Sei­te 7 und 8: Dr. Ursu­la Graf
fiv, For­schungs­in­sti­tut für Vital­qua­li­tät

Autoren105

Fach­per­son Dr. oec. Hans-Peter Stu­der
Arbeits­schwer­punk­te hat an der Uni­ver­si­tät
St. Gal­len Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten stu­diert. Er ist als selb­stän­di­ger Umwelt- und Gesund­heits­öko­nom tätig, war wäh­rend lan­ger Jah­re stell­ver­tre­ten­der Chef­re­dak­tor und Chef­re­dak­tor der Zeit­schrift für uns / vita sana, war im Pro­gramm Eva­lua­ti­on Komplementär­medizin PEK für die Beur­tei­lung der Wirt­schaft­lich­keit komplementärmedi­zinischer Metho­den zustän­dig und ist seit 2005 Mit­glied des Redak­ti­ons­teams der Quin­te.
Kon­takt 071 344 38 37
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