
Liebe Leserin, lieber Leser
Kürzlich war ich für den Notfall zuständig. Eine 21-jährige Patientin kam mit einer schweren Angina zu uns – sie konnte aufgrund der Enge im Halsbereich und wegen ihrer Schluckbeschwerden kaum mehr Flüssigkeiten zu sich nehmen. Die Diagnose einer Streptokokken-Angina war eindeutig.
Bisher habe ich solche Patientinnen und Patienten regelmässig in etwa so beraten: „Normalerweise würde man hier Antibiotika geben – wir haben jedoch während Jahrzehnten gute Erfahrungen mit einer Behandlung mit natürlichen Mitteln gemacht.“ Dies war dann die Grundlage für das weitere Gespräch und die Behandlung.
Seit Juli dieses Jahres können wir nun anders ins Gespräch einsteigen. In einer Schweizer Ärztezeitung ist nämlich ein Artikel erschienen mit dem Titel „Zeit für einen Paradigmenwechsel“ in der Behandlung der Streptokokken-Angina*. Mit einer sorgfältigen Literaturrecherche wird gezeigt, dass es bei einer Streptokokken-Angina keine absolute Indikation mehr für den Einsatz von Antibiotika gibt. Besonders stolz bin ich, dass unser Kinderarzt Bernhard Wingeier einer der Mitautoren dieser Publikation ist.
Das Thema „Antibiotika und Resistenzen“ ist sehr aktuell und wichtig. Man kann gar nicht oft genug betonen, dass jedes Mal, wenn Antibiotika zum Einsatz kommen, resistente Bakterien entstehen können. Deshalb ist es entscheidend, dass diese hilfreichen Medikamente richtig eingesetzt werden. Ich bin sicher, dass die Anthroposophische Medizin, wie sie bei uns praktiziert wird, noch weitere Impulse für die Forschung und Praxis in diesem Bereich geben kann. Eine umfassende Betrachtung der erkrankten Menschen führt zu neuen Ideen, welche die Medizin menschlicher und breiter machen.
Lesen Sie dazu auch die aufschlussreichen Artikel in der vorliegenden Ausgabe der Quinte. Ich wünsche gute und anregende Lektüre.
Für das Redaktionsteam | Dr. med. Lukas Schöb
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*Den Artikel zum Paradigmenwechsel bei der Behandlung einer Streptokokken-Angina finden Sie unter https://medicalforum.ch/de/article/doi/smf.2019.08092/.
Unsere Forschungsabteilung, die mit Bernhard Wingeier und Philipp Tarr, dem Hauptautor des Artikels, eine langjährige Zusammenarbeit pflegt, arbeitet an verschiedenen interessanten Projekten, unter anderem auch zum Thema Antibiotika. Da Forschung immer auf Drittmittel angewiesen ist, sind wir dankbar, wenn Sie uns auch weiterhin grosszügig unterstützen. Besten Dank allen bisherigen und neuen Spenderinnen und Spendern.