
In den vergangenen Monaten wurde in der Ita Wegman Klinik ein internistischer Notfall aufgebaut. Klaudia Keller befragte dazu den zuständigen Arzt Dr. Christoph Kaufmann.
Herr Dr. Kaufmann, Sie sind in der Ita Wegman Klinik der für die Notfallstation zuständige Arzt. Bei Notfall hört man sofort das Martinshorn und sieht einen Krankenwagen vor sich. Was verstehen Sie unter Notfall?
Ganz allgemein verstehe ich unter Notfall jede Situation, in der ein Patient unmittelbar ärztliche Hilfe benötigt. Wenn beispielsweise plötzliche Schmerzen in der Brust auftreten, vermutet man einen Herz-Notfall und benötigt sofort einen Arzt, der Untersuchungen durchführt und die nötigen Massnahmen in die Wege leitet. Oder es können heftige Bauchschmerzen auftreten, die so stark sind, dass eine unmittelbare Behandlung nötig wird.
Wir können bei uns alle so genannten internistischen Notfälle behandeln, also alle Erkrankungen, welche die inneren Organe des Menschen betreffen. Angefangen bei Thoraxschmerzen, Atemnot bis hin zu Bauch- und Kopfschmerzen, Lähmungserscheinungen etc.
Es gibt in der Region verschiedene Spitäler, die 24 Stunden am Tag Notfälle aufnehmen und behandeln. Warum auch die Ita Wegman Klinik?
Wir sind ein Spital für anthroposophisch erweiterte Medizin. Auf unserem Notfall arbeiten Ärzte, die im Sinne dieser Erweiterung tätig sind. Das beinhaltet, dass die üblichen schulmedizinischen Untersuchungen und Behandlungen möglich sind und sofern nötig auch durchgeführt werden. Zusätzlich setzen wir aber anthroposophische Medikamente und Anwendungen ein. Das unterscheidet uns von den anderen Notfallstationen. Von Patienten wissen wir, dass sie auch in Notfallsituationen von einem Arzt behandelt werden wollen, der in diesem Sinne arbeitet.
Wie kann man sich einen Notfall-Betrieb an der
Ita Wegman Klinik vorstellen? Was machen Sie anders als andere Spitäler?
Notfallsituationen bringen es mit sich, dass rasch Entscheidungen gefällt werden müssen und die Behandlung schnell eingeleitet wird. Da droht immer eine gewisse Hektik. Und in dieser geht häufig das Individuelle und Spezielle des einzelnen Menschen unter. Um dem vorzubeugen, gestalten wir den äusseren Rahmen bewusst ruhig und begegnen den Menschen auch in Notsituationen mit viel Aufmerksamkeit für das Individuelle. Zusätzlich zur schulmedizinischen Behandlung wenden wir anthroposophische Behandlungsmöglichkeiten an. Das kann zum Beispiel bei einem Asthmaanfall ein Wickel oder eine Einreibung sein, welche erfahrungsgemäss rasch eine tief greifende Linderung der Atmung bringen.
Bei uns hat der Notfall auch eine Triage-Funktion. So wird schnellstmöglich beurteilt, ob der Notfallpatient direkt behandelt werden und er bald wieder nach Hause kann, ob er auf eine unserer Stationen eingewiesen wird, oder ob er in ein anderes Spital verlegt werden muss.
Gibt es Notfälle, für die Sie nicht ausgerüstet sind? Was passiert dann? Können Sie in Ihrer Klinik reanimieren?
Natürlich gibt es für ein so kleines Spital wie dem unsrigen auch Grenzen. Wir haben keine Chirurgie, das heisst für alles, was Unfälle betrifft, wie Knochenbrüche, schwere Verletzungen und so weiter sind wir nicht ausgerüstet.
Wir haben aber neu eine Überwachungsstation, auf der Patienten mittels EKG-Monitor überwacht werden können. Doch wir haben keine Intensivstation im üblichen Sinne, künstliche Beatmung beispielsweise ist nicht möglich. Brauchen Patienten eine chirurgische Versorgung oder eine Behandlung auf der Intensivstation, so werden wir sie unmittelbar an ein entsprechendes Spital weiterleiten. Bewährt hat sich die Zusammenarbeit mit dem Spital Dornach und dem Kantonsspital Bruderholz.
Wie in jeder internistischen Klinik und speziell bei Notfällen kann eine akute Verschlechterung des Krankheitszustandes eintreten und beispielsweise eine Reanimation nötig machen. Dafür sind die behandelnden Ärzte sowie die Pflegenden geschult.
Kann ich auch mit meinen Kindern in Ihren Notfall kommen?
Nein, der Notfall ist für Patienten über 16 Jahren eingerichtet. Für die kranken Kinder sind unsere Kinderärzte zuständig. Es ist nicht möglich, für Kinder einen offenen Notfall anzubieten. Wir haben eine reguläre kinderärztliche Sprechstunde. Für die Kinder aus ihrer Sprechstunde sind die Kinderärzte aber auch bei Notfällen da.
Sie haben doch auch Psychiatrie im Angebot. Wie sieht es mit entsprechenden Notfällen aus?
Für psychiatrische Notfälle sind wir nicht ausgerüstet. Für allfällige Kriseninterventionen oder akute Behandlungen müssen wir auf die Möglichkeiten des Universitätsspitals Basels beziehungsweise des ambulanten psychiatrischen Dienstes des Kantons Baselland verweisen. Stationäre psychiatrische Behandlungen führen wir nach regulärer Anmeldung durch.
Müssen die Patienten irgendetwas beachten? Gibt es Aufnahmebedingungen oder Einschränkungen? Die Ita Wegman Klinik ist doch ein Privatspital. Muss man zuerst seine Kreditkarte zeigen, bevor man behandelt wird?
Wir behandeln alle Notfälle als solche, das heisst unmittelbar und ohne dass man eine Kreditkarte zeigen muss! Wir sind zwar ein Privatspital, sind aber auf der gemeinsamen Spitalliste der Kantone Basel Land und Basel Stadt und verstehen uns als öffentliches Spital in privater Trägerschaft.
Grundsätzlich kann jeder Patient auf unsere Notfallstation kommen. Für die Einwohner des Kantons Basel-Landschaft genügt die Grundversicherung, alle anderen benötigen mindestens die Zusatzversicherung „Allgemein ganze Schweiz für öffentliche und private Spitäler“.
Wann ist Ihr Notfall geöffnet?
Unser Notfall ist 24 Stunden pro Tag in Betrieb, 365 Tage pro Jahr.
Herr Dr. Kaufmann, herzlichen Dank für Ihre Erläuterungen!
Fachperson | Klaudia Keller |
Arbeitsschwerpunkte | Krankenschwester, langjährige Auslandsaufenthalte mit ihrer Familie, Buchautorin. Seit April 2004 Bettendisposition in der Ita Wegman Klinik. |
Kontakt | Bettendispo 061 705 72 07 klaudia.keller@wegmanklinik.ch |