Mensch werde wesentlich”

Die­se Wor­te von Ange­li­us Sile­si­us cha­rak­te­ri­sie­ren einen zen­tra­len Anteil der the­ra­peu­ti­schen Impul­se in der Krebs­the­ra­pie aus der Anthro­po­so­phi­schen Medi­zin. Wir laden Sie ein, mit den Bei­trä­gen die­ses Hefts eini­ge Facet­ten aus The­ra­pie und For­schung ken­nen­zu­ler­nen, sich ein Bild zu machen: Was ist das Beson­de­re, was das Gemein­sa­me mit der so genann­ten „Schul­me­di­zin“?

Lie­be Lese­rin, lie­ber Leser

Die Dia­gno­se „Krebs“ ist immer noch eine der gröss­ten Her­aus­for­de­run­gen in der Medi­zin – des ein­zel­nen Men­schen in sei­nem indi­vi­du­el­len Betrof­fen­sein, in sei­nem Schick­sals­ge­fü­ge, in sei­nem nahen Umkreis, aber auch in unse­rer Gesell­schaft sowie in For­schung, The­ra­pie und Leh­re. Schon zu Beginn des letz­ten Jahr­hun­derts wies Rudolf Stei­ner dar­auf hin, dass gera­de der anthro­po­so­phi­sche Bei­trag zur Krebs­the­ra­pie Wesent­li­ches zur Brü­cken­bil­dung zur Schul­me­di­zin wür­de leis­ten kön­nen.

Was wur­de dar­aus? Zunächst ent­wi­ckel­te sich die Anthro­po­so­phi­sche Medi­zin in einer Art Iso­la­ti­on. Distanz und Distan­zie­rung kenn­zeich­ne­ten die Be­ziehung. Onko­lo­gie als eigen­stän­di­ge Dis­zi­plin inner­halb der Schul­me­di­zin stand noch ganz in den Anfän­gen, als Alex­an­der Leroi die Lukas Kli­nik grün­de­te und hier der The­ra­pie, For­schung und Leh­re der Krebs­er­kran­kung ein gemein­sa­mes Zuhau­se gab. Mit Skep­sis und zum Teil auch Aggres­si­on wur­de zunächst von „aus­sen“ dar­auf reagiert, bis nach und nach Annä­he­rung, Inter­es­se, ja sogar Befruch­tung hin­zu­ka­men.

So erwei­ter­te sich auch in der Schul­me­di­zin der Blick vom rein Zel­lu­lä­ren, Organ­ge­bun­de­nen des Kreb­ses hin zu einer Sicht auf den gan­zen Orga­nis­mus. Hier­für ste­hen Begrif­fe wie Immu­no­lo­gie, psy­cho­so­zia­le Onko­lo­gie, Pati­en­ten­kom­pe­tenz, Lebens­qua­li­tät. Die kör­per­li­che wur­de durch die see­li­sche und sozia­le Dimen­si­on ergänzt. Teil­wei­se taucht auch der spi­ri­tu­el­le Aspekt auf.

In der Anthro­po­so­phi­schen Medi­zin besteht ein kla­res Men­schen­bild. Sie betrach­tet alle vier Dimen­sio­nen, die kör­per­li­che, see­li­sche, sozia­le und spi­ri­tu­el­le, in ihrem Zusam­men­hang und schöpft hier­aus Krank­heits­er­kennt­nis und Heil­im­pul­se. Jedes Medi­ka­ment, jede The­ra­pie hat in ihrem Wir­ken einen kla­ren Bezug zu die­sen Berei­chen des mensch­li­chen Wesens in ihren gesun­den wie kran­ken Antei­len sowie im Kon­text des indi­vi­du­el­len Lebens­laufs.

Die Dia­gno­se „Krebs“ erschüt­tert und führt an exis­ten­zi­ells­te Fra­gen, rüt­telt auf. Ver­trau­en, unter­stützt auch durch tra­gen­de, kon­ti­nu­ier­li­che the­ra­peu­ti­sche Bezie­hun­gen, kann die Grund­la­ge geben, hier­durch zum Wesent­li­chen zu kom­men, das heisst, sich selbst auch im Wesen­haf­ten, Geis­tig-see­li­schen zu erfah­ren und damit „gan­zer“ = „hei­ler“ zu wer­den.

Autoren77

 

Sil­ke Hel­wig
Für das Redak­ti­ons­team

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