Mal- und Gestaltungstherapie

Mal- und Gestaltungstherapie unterstützt auf verschiedenen Ebenen

Im künst­le­ri­schen Tun arbei­te ich in einer eigen­erzeug­ten, von mir durch­ge­stal­te­ten, selbst­be­grenz­ten Welt. Im Burn-out dage­gen wird meis­tens erlebt, wie die eige­ne Initia­tiv-, Gestal­tungs- und Abgren­zungs­kraft erlahmt: Die Betrof­fe­nen füh­len sich leer, über­for­dert und fremd­be­stimmt. Des­halb sind alle Kunst­the­ra­pi­en gera­de­zu prä­de­sti­niert, um einer sol­chen Kri­se vor­zu­beu­gen oder aber sie zu beglei­ten und dau­er­haft zu ver­wan­deln. Sie hel­fen, die Fah­ne der per­sön­li­chen Frei­heit wie­der neu auf­zu­rich­ten und die vol­le Ver­ant­wor­tung für das ent­ste­hen­de Lebens­werk zu über­neh­men.

Revitalisieren und entspannt aktiv sein

Malen und Plas­ti­zie­ren kann auf meh­re­ren Ebe­nen zum Über­win­den eines Bur­nouts bei­tra­gen: Auf der Ebe­ne der erschöpf­ten Lebens­kräf­te kann sie mit klei­nen, ein­fa­chen und wie­der­hol­ten Übun­gen revi­ta­li­sie­ren, zum Bei­spiel mit Farb­be­geg­nun­gen oder mit dem Auf­bau­en von Kugel­for­men aus Ton in der Grös­se des Innen­raums bei­der Hän­de. Die­se kön­nen zu pla­to­ni­schen Kör­pern geformt wer­den, um in einer ver­schwim­men­den Lage Halt zu geben und neue Selbst­füh­rungs­kraft anzu­re­gen. Oder sie kön­nen als klei­ne Tier­for­men see­li­sche Wär­me erzeu­gen. Ent­spannt aktiv sein im Rah­men der gege­be­nen Kräf­te ist hier das Mot­to.

Im geschützten Raum Neues entdecken

Die Gefüh­le eines Bur­nout-Pati­en­ten sind oft kaum mehr spür­bar oder aber über­rum­peln und chao­ti­sie­ren die Innen- und zuwei­len auch die Aus­sen­welt. Form- und Farb­ver­wand­lun­gen, die im Dia­log mit dem Pati­en­ten gefun­den wer­den, kön­nen bewir­ken, dass zu schwa­che Gefüh­le inten­si­viert oder zu star­ke inte­griert wer­den. Je nach Kon­sti­tu­ti­on und Situa­ti­on des Pati­en­ten kön­nen hier ver­schie­de­ne Tech­ni­ken der Mal­the­ra­pie hilf­reich sein: Aqua­rell­ma­len kann lösen, Schicht­ma­len kann durch­lich­ten, Gestal­ten mit Pas­tell­krei­den kann erden.

Inhalt­lich kann das Innen­le­ben durch Natur­be­geg­nun­gen mit Land­schaf­ten, Pflan­zen oder Tie­ren sowie durch Kul­tur­be­geg­nun­gen, etwa mit bestehen­den Kunst­wer­ken oder auch mit Musik und Lite­ra­tur in Form von Mär­chen oder Gedich­ten ange­regt und ver­tieft wer­den. Eben­so kann ein Arbei­ten mit Ton oder Speck­stein und For­men­zeich­nen in die­ser Art hel­fen. In einem geschütz­ten Raum unge­wohn­te Bewe­gun­gen und Gefüh­le aus­zu­pro­bie­ren und neue Gleich­ge­wich­te zu fin­den, kann Freu­de und neu­en Lebens­mut erzeu­gen.

Sein Inneres neu ergreifen und zurückgewinnen

Das Ich, unser inners­ter Kern, bleibt dabei in jeder Situa­ti­on objek­ti­ver Zuschau­er und Gestal­ter. Einer­seits kann die Kunst­the­ra­pie – im Zusam­men­wir­ken mit bio­gra­fi­schen Gesprä­chen – fin­den hel­fen, wel­che Wer­te und See­len­hal­tun­gen, wel­che Hin­der­nis­se aus der Ver­gan­gen­heit die­se Kri­se mit­ver­ur­sacht haben und des­halb ver­än­dert wer­den möch­ten. Ande­rer­seits kann sie aus der Weis­heit des künst­le­ri­schen Men­schen in uns Zukunfts­bil­der sicht­bar wer­den las­sen, die Ori­en­tie­rung für neue Bewe­gungs­rich­tun­gen und Lebens­hal­tun­gen schen­ken.

Wenn ein Pati­ent sei­nen Innen­raum neu ergrif­fen, zurück­ge­won­nen hat, sein Leben wie­der sel­ber ent­schei­den und gestal­ten will und kann, wenn er sozu­sa­gen sein eige­nes miet­frei­es inne­res Ate­lier mit nach Hau­se trägt, ist für ihn selbst, sei­ne Umge­bung und die Ent­wick­lung der Gesell­schaft ein wich­ti­ger Fort­schritt gewon­nen.

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Fach­per­son Georg Hegglin
Arbeits­schwer­punk­te Mal­the­ra­peut.
Seit 1985 Aus­bil­dung und Berufs­tä­tig­keit in anthro­po­so­phi­scher Kunst­the­ra­pie.
Seit 1990 an der Kli­nik Arle­sheim. Fach­grup­pen­lei­ter Kunst­the­ra­pie.
Kon­takt georg.hegglin@klinik-arlesheim.ch

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