
Die Klinik Arlesheim ist bekannt für ihr integratives Konzept der Anthroposophischen Medizin. Was aber beinhaltet dieses? In der Klinik sprechen wir davon, dass wir die Schulmedizin in Diagnose, Behandlung und Therapie durch die zusätzlichen Möglichkeiten der Anthroposophischen Medizin ergänzen. Zentral dabei ist das anthroposophische Menschenbild, das den individuellen Menschen in seiner Ganzheit von Körper, Seele und Geist berücksichtigt. Das integrative Konzept lässt sich für mich als Kaffeeliebhaberin gut mit folgendem Bild verdeutlichen: Stellen Sie sich einen Milchkaffee im Vergleich zu einem Cappuccino vor. Letzterer trägt auf dem Kaffee eine Haube von Milchschaum, im Milchkaffee stattdessen verbinden sich Kaffee und Milch, verschmelzen miteinander. Anthroposophische Medizin ist quasi wie ein Milchkaffee, sie ist nicht wohltuender Zusatz zur Schulmedizin, sondern sie ist Schulmedizin, die mit zusätzlichen Methoden und Anwendungen durchdrungen ist.
Wenn wir die Anthroposophische Medizin wie ein Haus betrachten, lassen sich im Wesentlichen vier Grundpfeiler dieses Konzepts beschreiben: Medizin, Pflege, Therapien und Heilmittel. In diesen vier Bereichen werden die schulmedizinischen Grundlagen ergänzt. Das Lebensumfeld des kranken Menschen wird ebenso einbezogen wie seine Biografie. Für die Diagnose und Therapie ist der Zusammenklang, das notwendige Gleichgewicht von Körper, Seele und Geist wesentlich. Welche Anforderungen an die entsprechenden Mitarbeitenden lassen sich daraus ableiten? Wenn die schulmedizinische Basis durchdrungen werden soll von Methoden und Anwendungen, die darüber hinausgehen, dann müssen die Mitarbeitenden auch dies erlernen.
Ärztinnen und Ärzte, Pflegefachpersonen, Therapeutinnen und Therapeuten ergänzen nach ihren staatlich anerkannten Ausbildungen ihre fachlichen und sozialen Fähigkeiten in Zusatzausbildungen, in denen sie die Grundlagen und das Handwerk der Anthroposophischen Medizin erlernen. Solche Ausbildungen wollen wir Ihnen in dieser Ausgabe der „Quinte“ vorstellen. Sie sind die Voraussetzung für die Qualität der Anthroposophischen Medizin an unserer Klinik. Ausbildung ist ein wesentlicher Faktor in der heutigen Arbeitswelt. Die Unternehmen benötigen gut ausgebildetes Fachpersonal, und nicht zuletzt im Gesundheitswesen wird aktuell viel über den Fachkräftemangel diskutiert. Um ihm entgegenzuwirken, lohnt es sich, in die Ausbildung und Entwicklung zu investieren.
Und die vierte Säule – die Heilmittel? In der letzten „Quinte“ haben wir viel über die Herstellung anthroposophischer Heilmittel an der Klinik Arlesheim berichtet. Die vorliegende Ausgabe ergänzen wir mit einem Artikel über die Heilmittelforschung, die besonders wesentlich ist, wenn es um Fragen der Wirksamkeit geht – eines der drei Kriterien, nach denen die Effizienz des heutigen Gesundheitswesens beurteilt wird. Schon Goethe beobachtete fasziniert, wie sich an den Blatt-
rändern der Brutpflanze, des Bryophyllum, die Jungpflanzen bilden. Entsprechend wird Bryophyllum auch als Goethepflanze bezeichnet. In der Medizin spielt sie als Heilpflanze mittlerweile eine grosse Rolle, auch in der Schulmedizin. Bryophyllum wird im Klinikgarten für die Heilmittelherstellung der Klinik angepflanzt, und auch an der Klinik Arlesheim wird an der Wirksamkeit des Heilmittels geforscht, wie Sie in dieser Ausgabe lesen können.
Fachperson |
Für das Redaktionsteam Verena Jäschke |