In der Wärme sind wir Mensch

Das Beach­ten und Mit­ein­be­zie­hen der Kör­per­wär­me ist ein wich­ti­ges thera­peutisches Anlie­gen in der anthro­po­so­phisch-inte­gra­ti­ven Krebs­therapie. So wie alle orga­ni­schen und psy­chi­schen Pro­zes­se im Men­schen ent­wi­ckeln sich auch unse­re kör­per­ei­ge­nen Abwehr­kräf­te im Zusam­men­spiel mit der Aus­sen­welt. Die Wär­me­ent­wick­lung ent­fal­tet sich dabei so, dass immer eine Ant­wort­be­reit­schaft zur Ver­fü­gung steht, ­die im The­ra­peu­ti­schen sowohl gesundheits­fördernd als auch krank­heits­ge­stal­tend ist.

Es ist bekannt, dass beson­ders im Kin­des- und Jugend­alter das Ent­ste­hen von Fie­ber bei Infek­ten gegen chro­ni­sche Krank­hei­ten und Krebs im spä­te­ren Leben schützt. Eine ver-nünf­ti­ge Hand­ha­bung von Infekt­krank­hei­ten und Fie­ber ist folg­lich von gros­ser Wich­tig­keit für eine gesun­de Erzie­hung und Ent­wick­lung der Immu­ni­tät. Erfreu­li­cher­wei­se wird heut­zu­ta­ge immer mehr emp­foh­len, auf medi­ka­men­tö­se Fie­ber­sen­kung und die Behand­lung mit Anti­bio­ti­ka zu ver­zich­ten.

Fie­ber und Wär­me­er­zeu­gung stär­ken das Immun­sys­tem

Dass Fie­ber schützt, ist schon lan­ge bekannt; dass mit ­Wär­me­pfle­ge und Fie­ber­er­zeu­gung auch the­ra­peu­tisch be­handelt wer­den kann, viel­leicht weni­ger. Dies­be­züg­lich ste­hen uns die Fie­ber­er­zeu­gung durch Mis­tel­the­ra­pie, die Ganz­kör­per-Hyper­ther­mie und die loka­le Tie­fen­hy­per­ther­mie zur Ver­fü­gung. Auch die sub­ti­le­ren Ansät­ze, die die Wär­me­qua­li­tät unter­stüt­zen – wie Ein­rei­bung, Mas­sa­ge, Euryth­mie und Kunst­the­ra­pi­en, bil­den sehr wich­ti­ge Bei­träge zur Erzie­hung neu­er Kapa­zi­tä­ten des Abwehr­sys­tems bis ins Kör­per­li­che hin­ein.

Fie­ber ist eine Erhö­hung der Nor­mal­tem­pe­ra­tur und eine alt­be­währ­te Reak­ti­on des Kör­pers auf Ver­let­zung und Infek­ti­on. Fie­ber ist damit ein Sym­ptom der gestei­ger­ten Körper­aktivität, för­dert die Abwehr und ver­stärkt die bio­lo­gi­sche Eigen­wahr­neh­mung und Auto­no­mie. Ein Aus­druck davon ist die Ver­stär­kung der immu­no­lo­gi­schen Vor­gän­ge, die bei der Krebs­krank­heit beson­ders wich­tig sind. Ärz­te haben oft wahr­ge­nom­men, dass eine Rück­bil­dung eines Kar­zi­noms nach einer hoch­fie­ber­haf­ten Infek­ti­ons­krank­heit auf­trat. Die­ses Prin­zip wird auch als The­ra­pie ange­wandt – ein his­to­ri­sches Bei­spiel ist die Pio­nier­ar­beit des ame­ri­ka­ni­schen Arz­tes Dr. med. Wil­liam Coley (1862 – 1936).

Durch auf­merk­sa­me Wär­me­pfle­ge des Kör­pers wird die Gesund­heit gestärkt. Fie­ber kann bei Mis­tel­the­ra­pie auf­tre­ten, vor allem am Anfang der The­ra­pie. Spä­ter tritt dann oft eine Ver­bes­se­rung der Wär­me­ver­tei­lung im Kör­per und des täg­li­chen Wärm­erhyth­mus auf. Zusätz­lich kann eine erhöh­te Kör­per­tem­pe­ra­tur eine immun­mo­du­lie­ren­de Mis­tel­the­ra­pie unter­stüt­zen sowie Krebs­zel­len für Che­mo­the­ra­pie und Strah­lung (Radio­the­ra­pie) sen­si­bi­li­sie­ren. Daher kann der Ein­satz einer Wär­me­the­ra­pie in Form von Fie­ber oder Hyper­thermie wäh­rend sol­cher Behand­lun­gen eben­falls hilf­reich sein.

Her­kömm­li­che Krebs­the­ra­pi­en

In der kon­ven­tio­nel­len Onko­lo­gie liegt der Fokus auf der Tumor­er­kran­kung. Krebs ist eine weit­ver­brei­te­te Erkran­kung, die ver­schie­de­ne Ursa­chen hat und his­to­risch aggres­siv behan­delt wird: typi­scher­wei­se mit Chir­ur­gie, Che­mo­the­ra­pie und Bestrah­lung. Zusätz­lich gibt es in der moder­nen Krebs­the­ra­pie anti­hor­mo­nel­le The­ra­pi­en und direkt auf den Tumor abzie­len­de Behand­lun­gen zum Bei­spiel mit Anti­kör­pern.
Trotz des bedeu­ten­den Fort­schritts in der Behand­lung man­cher Krebs­ar­ten und der Tat­sa­che, dass mehr Men­schen mit Krebs leben, nimmt die Erkran­kungs­ra­te (Inzi­denz) jedoch wei­ter­hin zu, und eine fort­ge­schrit­te­ne und meta­stasier­te Krebs­er­kran­kung bleibt meist nicht heil­bar. Auch haben die heu­ti­gen Behand­lun­gen oft erheb­li­che Neben­wir­kun­gen, sowohl kurz- als auch lang­fris­ti­ge, und immer wie­der ent­wickelt sich eine The­ra­pie­re­sis­tenz.

Immu­ni­tät und Krebs

Die moder­ne Immun­the­ra­pie bie­tet eine teil­wei­se Ant­wort auf die Pro­ble­me einer erfolg­rei­chen Krebs­be­hand­lung. Bemer­kens­wer­te Fort­schrit­te sind in der Behand­lung von Brust­krebs (zum Bei­spiel mit Her­cep­tin), Nie­ren­krebs, Mela­no­men und eini­gen Blut­kreb­sen gemacht wor­den. Den­noch stel­len auch hier Behand­lungs­wi­der­stän­de und -resis­tenz ein Pro­blem dar.

Ein gros­ses Pro­blem ist zudem die Tat­sa­che, dass Krebs die Fähig­keit ent­wi­ckelt, der Auf­merk­sam­keit und Besei­ti­gung durch unser Immun­sys­tem zu ent­kom­men. Die­se Tarn­kap­pe zu behe­ben, ist ein Ziel einer Immun­the­ra­pie. Obwohl die Mobi­li­sie­rung der eige­nen Immu­ni­tät Sinn macht und ratio­nal ist, erweist es sich in der Pra­xis als schwie­rig, dies zu errei­chen.

Damit das Immun­sys­tem ein akti­ver Teil­neh­mer bei der Ab­wehr und Kon­trol­le des Kreb­ses wird, bedarf es einer brei­ten und kräf­ti­gen Akti­vie­rung des Immun­sys­tems – aber auch eines Teil-Abster­bens von Krebs­zel­len, das ein Erwa­chen des Immun­sys­tems her­vor­ruft. Radio­the­ra­pie und einige­ Arten von Che­mo­the­ra­pie errei­chen die­sen soge­nann­ten „immu­no­ge­nen Zell­tod“.

Wenn bei­de Zie­le erreicht wer­den kön­nen, kann eine tumor­spe­zi­fi­sche Immu­ni­tät her­vor­ge­ru­fen wer­den. Eine Mistel­therapie trägt dazu bei. Abhän­gig von der Dosis, der Anwen-dungs­art und der Inten­si­tät der Akti­vie­rung kann die­ses Ziel in län­ge­rer oder kür­ze­rer Zeit erreicht wer­den. Eine beglei­ten­de Wär­me­be­hand­lung mit Fie­ber­er­zeu­gung kann die Akti­vie­rung des Immun­sys­tems eben­falls unter­stüt­zen.

Das Stre­ben nach Salu­to­ge­ne­se

Noch eher sel­ten vor­han­den ist heu­te eine ganz­heit­li­che­re, „salu­to­ge­ne­ti­sche“ Vor­ge­hens­wei­se, bei der der Schwer­punkt auf der Unter­stüt­zung der mensch­li­chen Gesund­heit und nicht auf den krank­heits­ver­ur­sa­chen­den Fak­to­ren liegt und bei der die Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten sel­ber aktiv wer­den.

Die­se suchen folg­lich oft ihren eige­nen Weg inmit­ten einer Fül­le von Mög­lich­kei­ten wie Ernäh­rung und Diät, Homöo­pathie und pflanz­li­chen Medi­ka­men­ten, Vit­ami­nen und Spu­ren­ele­men­ten, Geist-Kör­per-Ansät­zen (body-mind) und ande­ren spi­ri­tu­el­len Akti­vi­tä­ten.

Inzwi­schen ist deut­lich gewor­den, dass ein­fa­che körper­liche Fit­ness, Ver­lie­ren über­schüs­si­gen Gewichts und ver­bes­ser­te Ernäh­rung einen deut­li­chen Effekt auf die Prä­ven­ti­on und das Über­le­ben von Krebs­er­kran­kun­gen haben. Für eini­ge der häu­fi­gen Krebs­ty­pen kann die­ser Effekt den der Krebs­behandlung sogar über­stei­gen!

Vor die­sem salu­to­ge­ne­ti­schen Hin­ter­grund, den sie mit ein­bezieht, bie­tet die Anthro­po­so­phi­sche Medi­zin ein patien­tenzentriertes und prak­ti­sches Modell, die weit­rei­chen­den Bedürf­nis­se der Krebs­pa­ti­en­ten anzu­ge­hen. Der ers­te Schritt dabei ist der Beginn mit Immun­the­ra­pie durch Mistel­­extrakte.

Viel­sei­ti­ge Mis­tel­the­ra­pie

Mis­tel­the­ra­pie hat eine viel­sei­ti­ge Wir­kung auf die Wär­me und den Wär­me­haus­halt des Orga­nis­mus. Eine Mis­tel­the­ra­pie zielt auf eine Stär­kung der Immun­kom­pe­tenz – und resul­tiert in einer ver­bes­ser­ten Lebens­qua­li­tät bei Krebs­patientinnen und -pati­en­ten. Eini­ge Stu­di­en zei­gen auch eine ver­bes­ser­te Über­le­bens­ra­te. Zusätz­lich haben Mis­tel­ex­trak­te kreb­s­tö­ten­de Eigen­schaf­ten. Die­se Effek­te kön­nen durch ver­schie­de­ne Anwen­dungs­wei­sen und höhe­re Dosie­run­gen als üblich ver­stärkt wer­den.

Die Mis­tel wird in der Behand­lung aller Krebs­ar­ten ange­wandt. Der Grund dafür ist, dass sie sich sowohl auf die Immu­ni­tät des indi­vi­du­el­len Krebs­er­krank­ten bezieht als auch einen Effekt auf den Krebs sel­ber hat. Die Immu­ni­tät ist von Anfang an mit­be­tei­ligt am Ent­ste­hen und Ver­hal­ten der Krebs­er­kran­kung und zwar in unter­schied­li­chem Grad, so-wohl was den zeit­li­chen Rah­men als auch was die ver­schie­de­nen Krebs­ty­pen betrifft. Dar­um scheint es sinn­voll und in allen Situa­tio­nen von Vor­teil, die Bezie­hung zwi­schen dem Krebs und der Immu­ni­tät des Pati­en­ten in die Behand­lung mit­ein­zu­be­zie­hen.

Die meist gebrauch­ten Mis­tel­prä­pa­ra­te sind Isca­dor®, Heli­xor®,­ Abno­ba­vis­cum® und Iscu­cin®. Sie sind unter­schied­lich ange­fertigt, haben sehr ver­schie­de­ne Inhalts­stoff­pro­fi­le, unter­schied­li­che Indi­ka­tio­nen und wer­den in ver­schie­de­nen Si­tuationen ver­wen­det. Auch steht eine gros­se Aus­wahl von ver­schie­de­nen Wirts­baum-
Prä­paraten zur Ver­fü­gung (zum Bei­spiel Apfel, Kie­fer, Tan­ne, Esche, Eiche, Wei­de, Weiss­dorn), die für ver­schie­de­ne Krebs­ar­ten ver­wen­det wer­den. Die­se Aus­wahl ermög­licht eine Fle­xi­bi­li­tät, auf indi­vi­du­el­le Bedürf­nis­se ein­zu­ge­hen. Alle Prä­pa­ra­te sind für die sub­ku­ta­ne Injek­ti­on unter die Haut geeig­net.

Gute Wirk­sam­keit und Sicher­heit

Die Mis­tel­the­ra­pie ist eine der am aus­führ­lichs­ten unter­such­ten kom­ple­men­tä­ren Krebs­the­ra­pi­en. Stu­di­en haben durch­weg sowohl die Sicher­heit der Behand­lung als auch eine Ver­bes­se­rung der Lebens­qua­li­tät gezeigt. Der Nut­zen ist beson­ders deut­lich bei gleich­zei­ti­ger Gabe von Mis­tel bei Che­mo- und Radio­the­ra­pie: Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten schei­nen die­se Behand­lun­gen bes­ser zu ver­tra­gen, haben weni­ger Neben­wir­kun­gen und erho­len sich bes­ser.

Auch die Wider­stands­fä­hig­keit und die Fähig­keit, mit Stress umzu­ge­hen („Selbst­re­gu­la­ti­on“), neh­men mit der Zeit für Men­schen unter Mis­tel­be­hand­lung zu. Eini­ge Stu­di­en legen eine erhöh­te Lebens­er­war­tung nahe, aber der Nach­weis hier­für bedarf wei­te­rer Bestä­ti­gung. In jün­ge­rer Zeit wur­de jeden­falls eine bedeu­tend höhe­re Über­le­bens­zeit mit Iscador®-Therapie im Ver­gleich zu gegen­wär­tig emp­foh­le­ner Che­mo­the­ra­pie gefun­den, zum Bei­spiel bei Bauch­spei­chel­drü­sen­krebs. Wei­te­re Stu­di­en sind in den USA, Gross­bri­tan­ni­en und ande­ren euro­päi­schen Län­dern in Vor­be­rei­tung.

Für Mis­tel­ex­trak­te sind all­ge­mein gerin­ge und nicht lebens­be­droh­li­che Neben­wir­kun­gen beschrie­ben. Die meis­ten Wir­kungen der Mis­tel­the­ra­pie, zum Bei­spiel die vorüber­gehen­de Ent­zün­dung an der Injek­ti­ons­stel­le, grip­pe­ähn­li­che Sym­pto­me und erhöh­te Tem­pe­ra­tur bis hin zu Fie­ber sind erwünscht. Die uner­wünsch­ten Neben­wir­kun­gen sind vor allem Hyper­sen­si­ti­vi­täts­re­ak­tio­nen, das heisst all­er­gie­ar­ti­ge Reak­tio­nen wie Haut­aus­schlä­ge, Juck­reiz oder Nes­sel­fie­ber. Schwel­lung der Lip­pen und Zun­ge, Blut­druck­sen­kung und Atem­not sind eher sel­ten und tre­ten nor­ma­ler­wei­se nur bei plötz­li­chen Dosis­er­hö­hun­gen und Infu­sio­nen auf.

Mis­tel­the­ra­pie hat eine aus­ge­zeich­ne­te Sicher­heits­bi­lanz und kann ohne Scha­den gleich­zei­tig mit Che­mo­the­ra­pie, Bestrah­lung, Hor­mon­the­ra­pie und den meis­ten ande­ren „geziel­ten“ The­ra­pi­en ein­ge­setzt wer­den. Uner­wünsch­te Wech­sel­wir­kun­gen mit die­sen sind nicht bekannt. Mit Mis­tel­the­ra­pie wer­den die­se Behand­lun­gen wie gesagt sogar oft bes­ser tole­riert, und die Erho­lung ist schnel­ler. Manch­mal braucht es eine Anpas­sung und Inten­si­vie­rung der Mis­tel­the­ra­pie, um die­sen Effekt zu erzie­len.

Ein­fa­che und am bes­ten früh­zei­ti­ge Anwen­dung

Mis­tel­the­ra­pie kann jeder­zeit begon­nen wer­den, vor, wäh­rend oder nach Been­di­gung der kon­ven­tio­nel­len Krebs­be­hand­lung. Der Beginn der Mis­tel­the­ra­pie vor einer Ope­ra­ti­on oder ande­ren Krebs­the­ra­pi­en hat jedoch Vor­tei­le, denn damit begin­nen die Unter­stüt­zung der Immu­ni­tät und die Min­de­rung eini­ger der schäd­li­chen Neben­wir­kun­gen der Krebs­behandlungen schon früh­zei­tig. Des­halb wird oft emp­foh­len, so bald wie prak­tisch mög­lich anzu­fan­gen.

Die tra­di­tio­nel­le Mis­tel­the­ra­pie wird sub­ku­tan ver­ab­reicht, mit­tels ein­fa­cher Haut­sprit­ze, zwei- bis drei­mal in der Woche. Man beginnt nor­ma­ler­wei­se mit nied­ri­gen Mis­tel­do­sen, wel­che lang­sam über die Zeit erhöht wer­den, um star­ke Reak­tio­nen zu ver­mei­den. Dies ist ein­fach und auch durch Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten sel­ber durch­zu­füh­ren. Tra­di­tio­nel­le Mis­tel­the­ra­pie wird häu­fig in All­ge­mein­pra­xen ver­schrie­ben und bie­tet sich für die meis­ten Pati­en­ten in einer ambu­lan­ten Situa­ti­on an.

Opti­mie­rung der Mis­tel­the­ra­pie durch Fie­ber

Über die tra­di­tio­nel­le Behand­lungs­wei­se hin­aus ist, wie ein­lei­tend bereits ange­spro­chen, eine ver­stärk­te Wir­kung der Mis­tel­wir­kung durch Fie­ber­er­zeu­gung mög­lich, beson­ders am Anfang der The­ra­pie. Obwohl die Vor­tei­le einer Fieber­induktion gross sein kön­nen, ist sie auf­wen­dig und belas­tend – und des­halb nicht für jeden und jede Situa­ti­on geeig­net. Zudem wird die Fie­ber­er­zeu­gung wäh­rend einer Che­mo­the­ra­pie am bes­ten ver­mie­den.

In den ers­ten Behand­lungs­mo­na­ten kann mit höhe­ren Mis­tel-Dosie­run­gen Fie­ber aus­ge­löst wer­den. Die Symp­tome bei Fie­ber­er­zeu­gung sind vor­über­ge­hen­de grip­pe­ähn­li­che Symp­tome mit Müdig­keit, Schüt­tel­frost, erhöh­ter Kör­per­tem­pe­ra­tur, Glie­der­schmer­zen, gele­gent­lich Kopf­schmer­zen, Übel­keit und schmerz­haf­ter Ent­zün­dung an der Ein­stich­stel­le. Die­se inten­si­ven Reak­tio­nen neh­men mit der Zeit ab – nach zwei oder drei Fie­ber­re­ak­tio­nen tre­ten ent­we­der gar kei­ne Reak­tio­nen oder nur noch sehr mil­de auf. Die Ent­zün­dung an den Injek­tionsstellen nimmt eben­falls an Inten­si­tät ab und stört Ver­rich­tun­gen im All­tag nicht. Bei Fort­set­zen der sub­ku­ta­nen Haut­in­jek­tio­nen bleibt das Mis­tel­prä­pa­rat dann weiter­hin wirk­sam, aber ohne Fie­ber her­vor­zu­ru­fen. Die­ser Ansatz kann unter­stützt wer­den durch Infu­sio­nen und in bestimm­ten Situa­tio­nen durch wei­te­re, zum Bei­spiel intra­tumorale Anwen­dun­gen.

Ganz­kör­per-Hyper­ther­mie

An man­chen Uni­ver­si­täts­kli­ni­ken in den USA, Deutsch­land und Hol­land – aber auch in vie­len Zen­tren für Komplementär­medizin steht Ganz­kör­per-Hyper­ther­mie zur Ver­fü­gung. In der Ita Weg­man Kli­nik wird zur­zeit mit einem Heckel-HT3000®-Gerät gear­bei­tet, das was­ser­ge­fil­ter­te Infra­rot-A-Strah­lung benützt. Die­se Behand­lungs­art hat sich bewährt und ist für den Pati­en­ten gut ver­träg­lich.

Die „künst­li­che“ Über­wär­mung des gan­zen Kör­pers hat eine ver­gleich­bar stär­ken­de Wir­kung auf die Immu­ni­tät wie das „eige­ne“ Fie­ber. Dazu sen­si­bi­li­siert die erhöh­te Kör­per­tem­pe­ra­tur Krebs­zel­len, die dann anfäl­li­ger sind für ande­re The­ra­pi­en. Ganz­kör­per-Hyper­ther­mie wird des­halb am bes­ten mit The­ra­pi­en wie Che­mo­the­ra­pie, Bestrah­lung, Mis­tel­the­ra­pie und gele­gent­lich Vit­amin C kom­bi­niert.

Bei der Ganz­kör­per-Hyper­ther­mie wird die Kör­per­tem­pe­ra­tur kon­trol­liert erhöht und über eini­ge Stun­den gehal­ten. In der Krebs­the­ra­pie wird eine Tem­pe­ra­tur von 38.5 bis 40 Grad Cel­si­us ange­strebt. Die­se wird als „fie­ber­ähn­lich“ oder „mo­­derat“ bezeich­net. Bei geschwäch­ten Pati­en­tin­nen und Patien­ten oder auch bei ande­ren Krank­heits­bil­dern wie zum Bei­spiel Fibro­my­al­gie (Weich­teil­rheu­ma) kann schon ein Ein­satz mit nied­ri­ge­ren Tem­pe­ra­tu­ren im Bereich von 37.5 bis 38.5 Grad Cel­si­us wirk­sam sein. So könn­te auch eine fortgeschrit­tene Erkran­kungs­si­tua­ti­on auf eine mit Hyper­ther­mie kom­bi­nier­te The­ra­pie noch gut anspre­chen. Die Ganz­kör­per-Hyper­ther­mie-Behand­lung wird wie­der­holt durch­ge­führt, im all­ge­mei­nen fin­den 4 – 6 Behand­lun­gen über 2– 3 Mona­te statt.

Loka­le Tie­fen­hy­per­ther­mie

Die loka­le Tie­fen­hy­per­ther­mie mit elek­tro­ma­gne­ti­schen Wel­len wird schon seit Jahr­zehn­ten inten­siv erforscht und wei­ter­ent­wi­ckelt. Seit Febru­ar 2013 steht die­se Tech­nik in Form eines Cel­si­us 42+ Geräts auch in der Ita Weg­man Kli­nik zur Ver­fü­gung.

Wo mit Ganz­kör­per-Hyper­ther­mie die Wär­me von aus­sen ange­bo­ten wird, wird mit einer loka­len Tie­fen­hy­per­ther­mie-Behand­lung Wär­me inner­halb des von Krebs befal­le­nen Organs erzeugt. Dabei wer­den elek­tro­ma­gne­ti­sche Wel­len mit einer Fre­quenz von 13 Mega­hertz ver­wen­det.

Im Gewe­be sel­ber erzeugt die­se Metho­de Tem­pe­ra­tu­ren zwi­schen 41 und 43 Grad Cel­si­us. Krebs­zel­len, die die­ser Fre­quenz aus­ge­setzt wer­den, gera­ten in Schwin­gun­gen, die zur Über­wär­mung und nach eini­ger Zeit zum Zell­tod der Krebs­zellen füh­ren. Der wesent­li­che Unter­schied zwi­schen Tumor­zel­len und nor­ma­len Zel­len sind ihre Stoff­wech­sel- und damit zusam­men­hän­gen­den elek­tri­schen Eigen­schaf­ten. Gesun­de Zel­len neh­men weni­ger elek­tro­ma­gne­ti­sche Ener­gie auf, erwär­men sich folg­lich nur gering und wer­den daher auch nicht geschä­digt. Gleich­zei­tig erreicht loka­le Tie­fen­hy­per­ther­mie auch viel­fäl­ti­ge güns­ti­ge Wir­kun­gen auf das Immun­sys­tem.

Die loka­le Tie­fen­hy­per­ther­mie kann als ein­zel­ne Behand­lungs­form oder in Kom­bi­na­ti­on mit Strah­len- und/oder Chemo­therapie durch­ge­führt wer­den. Die Behand­lungs­dau­er beträgt in der Regel eine Stun­de. Nur in sel­te­nen Aus­nah­men wie zum Bei­spiel bei Hirn­tu­mo­ren beginnt man mit kür­ze­ren Behand­lungs­zei­ten. Nor­ma­ler­wei­se wer­den 10 bis 15 Be­­handlungen durch­ge­führt, aber auch län­ge­re Behand­lun­gen mit meh­re­ren Zyklen zu 15 Behand­lun­gen kön­nen sinn­voll sein.

Die loka­le Tie­fen­hy­per­ther­mie ist eine scho­nen­de und neben­wir­kungs­ar­me The­ra­pie­form. Leich­te Haut­rö­tun­gen, Schwit­zen, Wär­me­ge­fühl und eine leich­te Erhö­hung der Gesamt­kör­per­tem­pe­ra­tur sind nor­ma­le Reak­tio­nen unter und nach der The­ra­pie. Es kann zu vor­über­ge­hen­den loka­len Schmer­zen kom­men, die aber inner­halb von weni­gen Tagen wie­der ver­schwin­den.

Zusam­men­fas­sung

Die gestei­ger­te Wär­me ist die Brü­cke, über die eine ver­bes­ser­te Immu­ni­tät gelernt und Immun­kom­pe­tenz erreicht wer­den kann. Men­schen, die in ihrer Kind­heit und auch spä­ter im Leben viel gefie­bert haben, haben oft bes­se­re Immun­­­sys­tem-Vor­aus­set­zun­gen – und ein sta­tis­tisch gerin­ge­res Risi­ko für Krebs­krank­hei­ten. Die geziel­te Anwen­dung von gene­rel­ler oder loka­ler Wär­me kann vie­le ande­re The­ra­pie­mass­nah­men vor­be­rei­ten und ver­stär­ken. Im Zusam­men­hang damit bil­det Mis­tel­the­ra­pie in einer Krebs­the­ra­pie ein wich­ti­ges Erzie­hungs­mit­tel des Immun­sys­tems.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen
1. www.mistel-therapie.de
2. Kien­le GS, Kie­ne H. Die Mis­tel in der Onko­lo­gie – Fak­ten und kon­zep­tio­nel­le Grund­la­gen. Schat­tau­er Ver­lag, Stutt­gart, New York 2003.
3. Hobohm, H-U. Hei­len­de Hit­ze: Ein Essay zur Immun­ab­wehr des ­Kreb­ses. 4. erwei­ter­te Aus­ga­be 2012

Autoren168

Fach­per­son Mau­rice Oran­ge MSc
Arbeits­schwer­punk­te Gebo­ren in Ams­ter­dam, Nie­der­lan­de.
Stu­di­um der Medi­zin in Utrecht, Aus­bil­dung All­ge­mein­me­di­zin in Ams­ter­dam; Aus­bil­dung Anthro­po­so­phi­sche Medi­zin ­
in Hol­land, u.a. Zeylmans Kli­nik.
Seit 1987 ärzt­li­che Tätig­keit in der
Park Att­wood Cli­nic (UK), seit 1997 als Lei­ten­der Arzt bis zur Schlies­sung 2010. Jah­re­lan­ge Erfah­rung mit Mis­tel­the­ra­pie, Ganz­kör­per­-Hyper­ther­mie, Pal­lia­tiv­ver­sor­gung. 2010 Mas­ters (MSc) in kli­ni­scher Onko­lo­gie (Bir­ming­ham, UK).
Pra­xis Inte­gra­ti­ve Krebs­the­ra­pie am Rapha­el Medi­cal Cent­re (Kent). Aktu­ell medi­cal advi­sor für zwei Orga­ni­sa­tio­nen in Eng­land: Mist­le­toe for UK und
Yes to Life. Seit Sep­tem­ber 2011 Ober­arzt an der onko­lo­gi­schen Tages­kli­nik an der Ita Weg­man Kli­nik Arle­sheim.
Kon­takt maurice.orange@wegmanklinik.ch

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