Herzschmerzen

Auf der Not­fall­sta­ti­on der Ita Weg­man Kli­nik wer­den neben aku­ten Schmer­zen, ­Ent­zün­dun­gen, Atem­not usw. auch Herz­not­fäl­le behan­delt. Jedes die­ser Ereig­nis­se ist für den Pati­en­ten ein­drück­lich, da sie als bedroh­lich erlebt wer­den. Einen sol­chen Herz­not­fall beschreibt Dr. med. Chris­toph Kauf­mann, Kar­dio­lo­ge und medi­zi­ni­scher ­Lei­ter der Not­fall­sta­ti­on der Ita Weg­man Kli­nik.

Eine 70-jäh­ri­ge Pati­en­tin, Frau Vögt­li (Name von der Redak­ti­on geän­dert), mel­det sich bei uns an, sie hat star­ken Druck auf der Brust und ist kurz­zei­tig bewusst­los gewe­sen. Auf der Not­fall­sta­ti­on über­wa­chen wir sie mit­tels Moni­tor. Im Elek­tro­kar­dio­gramm (EKG) ­zei­gen sich deut­li­che Ver­än­de­run­gen, wel­che wei­te­re Unter­su­chun­gen nötig machen.

Als wir genau­er nach­fra­gen zeigt sich, dass Frau ­Vögt­li durch den Tod eines nahen Ange­hö­ri­gen vor weni­gen Tagen see­lisch sehr belas­tet ist. Sie berich­tet, dass sie sich seit zwei Tagen unwohl und schwach fühlt. Auch ver­spürt sie ein Druck­ge­fühl über der Brust. Die Bewusst­lo­sig­keit ist plötz­lich auf­ge­tre­ten und hat nur kur­ze Zeit gedau­ert. Ansons­ten hat Frau Vögt­li kei­ne wesent­li­chen Vor­er­kran­kun­gen.

Das aktu­ell erstell­te EKG zeigt Ver­än­de­run­gen, wie man sie auch bei einem Herz­in­farkt sieht, und in den Blut­un­ter­su­chun­gen zeigt sich eine Herz­schwä­che, aber erhöh­te Her­z­en­zy­me kön­nen nicht nach­ge­wie­sen wer­den. Des­halb füh­ren wir noch eine Ultra­schall­un­ter­su­chung des Her­zens durch. Dabei kön­nen wir eine Bewe­gungs­stö­rung der gesam­ten Herz­spit­ze bis hin zur Herz­mit­te nach­wei­sen.

Was für eine Dia­gno­se liegt vor?
Das Ergeb­nis der Ultra­schall­un­ter­su­chung beur­tei­len wir zusam­men mit der see­li­schen Belas­tungs­si­tua­ti­on sowie den Ver­än­de­run­gen, die sich im EKG und in den Labor­wer­ten zei­gen, als so genann­te stress­in­du­zier­te Kardio­myopathie oder auch als Syn­drom des gebro­che­nen Her­zens. Die Ursa­che die­ser rela­tiv neu ent­deck­ten Erkran­kung ist unklar, ver­mu­tet wird ein Zusam­men­hang mit Stress­hor­mo­nen. In Japan ist sie erst­mals beschrie­ben und dort Tako-Tsubo-Car­dio­myo­pa­thie genannt wor­den. Der Name kommt von Ampho­ren, wel­che im Schnitt­bild ­ähn­lich aus­se­hen wie die Rönt­gen­bil­der des Her­zens und die in Japan ver­wen­det wer­den, um Tin­ten­fi­sche zu fan­gen.

Wie wur­de die Pati­en­tin behan­delt?
Wir neh­men Frau Vögt­li sta­tio­när auf. Bei der genann­ten Dia­gno­se behan­deln wir sie nun mit blut­ver­dün­nen­den und blut­druck­sen­ken­den Medi­ka­men­ten, damit ihr Herz ent­las­tet wird. Sol­che Medi­ka­men­te wer­den an allen Spi­tä­lern übli­cher­wei­se ver­wen­det. Wir geben Frau Vögt­li zusätz­lich Medi­ka­men­te aus der anthro­po­so­phi­schen The­ra­pie als Injek­tio­nen mor­gens und abends. Zudem erhält sie täg­lich eine Herz­kom­pres­se mit Ortho­klas sowie eine Fünf­stern-Ein­rei­bung. Mit die­sen Mass­nah­men erholt sich Frau Vögt­li erfreu­lich rasch, sie fühlt sich gestärkt. Nach weni­gen Tagen erhält sie aus­ser­dem Hei­leu­ryth­mie, bei der sie durch die rhyth­mi­schen Bewe­gun­gen ihr see­li­sches Gleich­ge­wicht wie­der­fin­den kann.

Vier Tage spä­ter unter­su­chen wir Frau Vögt­li zur Kon­trol­le mit EKG und Ultra­schall. Die­se Unter­su­chung zeigt einen sehr güns­ti­gen Ver­lauf. Noch bevor wir Frau Vögt­li nach Hau­se ent­las­sen, hat sich die Bewe­gung des Herz­mus­kels prak­tisch nor­ma­li­siert.

Autoren109

Fach­per­son Dr. med. Chris­toph Kauf­mann
Arbeits­schwer­punk­te Medi­zin­stu­di­um in Basel, Aus­bil­dung zum Inter­nis­ten und Kar­dio­lo­gen in Gren­chen, St. Gal­len und Basel. Seit 2002 als lei­ten­der Arzt an der Ita Weg­man Kli­nik. Behand­lung von Erkran­kun­gen der Herz­kranz­ge­fäs­se, Herz­schwä­che, Blut­hoch­druck und ande­re nach erwei­ter­ten anthro­po­so­phi­schen Gesichts­punk­ten. Spe­zi­el­les Inter­es­se und For­schungs­tä­tig­keit im Bereich von Rhyth­mus­stö­run­gen. Mit­ar­beit in der anthro­po­so­phisch kar­dio­lo­gi­schen Arbeits­grup­pe (Gemein­schafts­kran­ken­haus Havel­hoehe, Ber­lin), Mit­glied der Schwei­zer Gesell­schaft für Kar­dio­lo­gie und Fel­low der Euro­päi­schen Gesell­schaft für Kar­dio­lo­gie (FESC).
Kon­takt christoph.kaufmann@wegmanklinik.ch

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