Hermes Olympische Spiele in der Schweiz

In der Rudolf Stei­ner Schu­le gehen wir meist den Weg vom Tun über
das Erle­ben zum spä­te­ren Begrei­fen. Aus sol­chen Moti­ven her­aus sind vor 10 Jah­ren die Olym­pi­schen Spie­le der fünf­ten Klas­sen ent­stan­den, inspi­riert von den Olym­pi­schen Spie­len der Anti­ke. Jedes Jahr neh­men rund 1000 Schü­ler dar­an teil. Es ist ein unver­gess­li­ches Erleb­nis für alle Betei­lig­ten.

Drei Spiel­or­te und fünf Natio­nen

Die Olym­pi­schen Spie­le füh­ren wir in die­sem Jahr zum zehn­ten Mal durch. An den Jubi­lä­ums-Spie­len neh­men Kin­der aus fünf Natio­nen teil, die sich an drei Aus­tra­gungs­or­ten tref­fen. In der Regi­on Basel sind wir in die­sem Jahr auf dem Dit­tin­ger Flug­feld. Hoch erha­ben ist der Aus­blick ins Lauf­en­tal und auf den Passwang. Hier tref­fen sich die Schu­len aus der Nord­west­schweiz, dem Elsass und dem Badi­schen. In der Regi­on Zürich sind wir in See­grä­ben auf dem Gelän­de eines gros­sen Deme­ter Bau­ern­be­trie­bes mit Sicht auf den Pfäf­fi­ker­see und die Alpen zu Gast. Hier­her kom­men die Schu­len aus der Zen­tral- und Ost­schweiz, dem Tes­sin, aus dem Fürs­ten­tum Liech­ten­stein, aus Öster­reich und aus Deutsch­land. In Bern fin­den die Spie­le auf dem Gur­ten statt. Auf dem gros­sen Park­ge­län­de mit Sicht auf das Bun­des­haus und die Ber­neral­pen ver­sam­meln sich die Schu­len aus dem Mit­tel­land, der wel­schen Schweiz und aus Avi­gnon. Jede Schu­le trägt ein selbst­ge­stal­te­tes Ban­ner mit. Die Schü­ler sind mit einem weis­sen T-Shirt und einem selbst­ge­mach­ten Gür­tel beklei­det.

Eröff­nungs­ze­re­mo­nie

Nach der Begrüs­sung aller Teil­neh­mer rezi­tie­ren wir ge­meinsam in alt­grie­chi­scher Spra­che den Gruss an die himm­li­schen Göt­ter, die den Olymp bewoh­nen. Wir sin­gen das ältes­te Lied der Musik­li­te­ra­tur, ein Trink­lied des Sei­kylos, und rezi­tie­ren ein Gedicht von Pin­ta in deut­scher Spra­che, „Der Wagen­len­ker“. Anschlies­send füh­ren uns die Musi­ker in die Bewe­gung mit zwei ein­fa­chen Tän­zen.

Die Fackel­trä­ger ent­zün­den gemein­sam das olym­pi­sche Feu­er. Nun bege­ben sich die Schü­ler in die zwölf ver­schiedenen Grup­pen, die nach den wich­tigs­ten griechisch­en Göt­tern benannt sind. Die Schü­ler mes­sen sich in ge­misch­ten Teams von etwa 25 Kin­dern. Jeweils fünf Schü­ler einer Klas­se bil­den mit vier ande­ren Fünfer­gruppen eine Mann­schaft. Eine Lehr­kraft und ein Beglei­ter füh­ren die Grup­pe an. Die Lehr­kraft klei­det und schmückt sich so, dass die Gott­heit erkenn­bar wird, die sie reprä­sen­tiert. Die Grup­pe als Gan­zes führt eine Stan­dar­te als Ehren­zei­chen mit.

Ver­schie­de­ne Dis­zi­pli­nen

In neun ver­schie­de­nen Dis­zi­pli­nen mes­sen die Kin­der sich und ihre Leis­tun­gen, ein­zeln oder gemein­sam. Wie bei den anti­ken Spie­len sind die Kin­der aktiv beim Rin­gen, Weit­sprung, Schnell­lauf über 60 m und Wagen­ren­nen. Speer­wurf, Lang­stre­cken­lauf über 1 km, Stein­stoss und Stein­wurf gehö­ren eben­so dazu wie Seil­zie­hen und Ziel­wer­fen. So kön­nen ver­schie­de­ne Fähig­kei­ten zum Zug kom­men: Schnel­lig­keit, Geschick­lich­keit, Team­work, Kraft, Aus­dau­er, Rück­sicht­nah­me, Prä­zi­si­on.

Immer auch gehört eine Por­ti­on Glück dazu. Wir haben uns an den alten Spie­len ori­en­tiert, aber die Aus­wahl doch nach unse­ren päda­go­gischen und men­schen­kund­li­chen Gesichts­punk­ten ge­staltet. Beim Stein­stoss mit einer etwa fünf Kilo­gramm schwe­ren Gra­nit­ku­gel wird mit Kraft und Schwung etwas von sich geschleu­dert. Beim Ziel­wer­fen mit einem faust­gros­sen Stein ist eher die Geschick­lich­keit gefragt, weil die fünf Stei­ne mög­lichst nahe beim Zen­trum lan­den sol­len.

Spie­le statt Wett­kämp­fe

Wir nen­nen unse­ren Anlass bewusst Spie­le und nicht Wett­kämp­fe. Alle Kin­der sol­len gleich­be­rech­tigt teil­neh­men kön­nen, das schwa­che oder behin­der­te Kind eben­so wie das Spor­tass. Die vier bis fünf schlech­tes­ten Resul­ta­te einer Grup­pe wer­den nicht ange­rech­net. Mit dem Sys­tem der Streich­re­sul­ta­te schaf­fen wir es, dass schwä­che­re Schü­ler nicht aus­ge­schlos­sen wer­den. Der Eifer, die Freu­de und die Begeis­te­rung der Kin­der sind gross. Die Spie­le wer­den von Eltern ange­lei­tet und betreut. Auch sie erle­ben einen Tag vol­ler Freu­de. Wert­vol­le Kon­tak­te über die eige­ne Schu­le hin­aus kom­men hier zustan­de.

Dem Sie­ger gebührt die Ehre

Alle betei­lig­ten Schü­ler erhal­ten eine Erinnerungsme­daille und einen Ton­be­cher. Nach fai­ren Bewer­tungs­me­tho­den ermit­teln wir Grup­pen- und Ein­zel­sie­ger. Wir ehren in den ver­schie­de­nen Dis­zi­pli­nen die indi­vi­du­el­len Best­leis­tun­gen, die schnells­ten Läu­fer, die bes­te Speer­wer­fe­rin usw. Wir haben bemerkt, dass es fast immer die­je­ni­gen Grup­pen schaf­fen, zu den Sie­gern zu zäh­len, die eine gute Stim­mung unter sich ent­ste­hen las­sen.

Star­ke Erleb­nis­se

Die vie­len begeis­ter­ten Zuschrif­ten, die wir bis­her von Kin­dern im Anschluss an die Spie­le erhal­ten haben, zei­gen
uns, welch star­ken Ein­druck die­se Erleb­nis­se in den See­len hin­ter­las­sen. Sol­che an den Kör­per gebun­de­ne Erfah­run­gen sind in der Kind­heit wich­tig. Sie wir­ken noch lan­ge im Leben nach. Wer sol­che Erleb­nis­se in der Kind­heit nicht in genü­gen­dem Mass erfah­ren darf, neigt viel eher zu Sucht­ver­hal­ten in der Jugend­zeit. Auch aus die­sem Blick­win­kel betrach­tet tra­gen sol­che Ver­an­stal­tun­gen zu einer gesun­den Ent­wick­lung der Her­an­wach­sen­den bei.

Autoren102

Fach­per­son Roland Stei­ne­mann
Arbeits­schwer­punk­te Roland Stei­ne­mann, ver­hei­ra­tet, Vater von sechs Kin­dern, Gross­vater von vier Kin­dern, wohn­haft in Arle­sheim. Klas­sen­leh­rer (zur Zeit 1. Klas­se) an der Rudolf Stei­ner Schu­le Bir­s­eck in Aesch. Seit 1984 als Leh­rer tätig. Als Men­tor und Bera­ter an ver­schie­de­nen Schu­len im Aus­land tätig. Mit­be­grün­der der Olym­pi­schen Spie­le in der Schweiz und Mit­glied der Orga­ni­sa­ti­ons­lei­tung.
Kon­takt r.steinemann@hermesolympic.ch

 

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