Gesundheit und Krankheit

Lie­be Lese­rin, lie­ber Leser

sind zwei Pole eines Span­nungs­felds, in wel­chem sich das Leben abspielt – bestrebt, dar­in zu wach­sen und Hei­lung zu erfah­ren.

Mehr als jedes ande­re Lebe­we­sen ist der Mensch nicht nur in der mate­ri­el­len, son­dern auch in einer geis­tig-
see­li­schen Dimen­si­on ver­an­kert. Ent­spre­chend wird die Pola­ri­tät von Gesund­heit und Krank­heit nicht nur durch mate­ri­el­le Gege­ben­hei­ten, son­dern auch durch imma­te­ri­el­le Ein­flüs­se sozia­ler, geis­ti­ger und see­li­scher Natur bestimmt. Vor die­sem Erkennt­nis­hin­ter­grund sind Krank­hei­ten als ein pro­zess­haf­tes Gesche­hen zu ver­ste­hen, das sei­nen tie­fe­ren Ursprung meist im Imma­te­ri­el­len hat und sich letzt­lich auch auf der kör­per­li­chen Ebe­ne zeigt und äus­sert.

Eine Krank­heit allein im Kör­per ding­fest zu machen, ist zwar ver­gleichs­wei­se ein­fach. Jedoch wer­den wir ihr dann – genau­so wie dem betrof­fe­nen Men­schen – wahr­schein­lich nur bedingt gerecht.

Gesund­heit und Krank­heit in einem umfas­sen­de­ren Sinn zu ver­ste­hen und zu erfas­sen, ist dem­ge­gen­über sehr viel anspruchs­vol­ler. Es setzt Denk­mo­del­le vor­aus, die über das Mate­ri­el­le hin­aus­ge­hen; und es bedingt ent­spre­chen­de For­schungs­an­sät­ze und -metho­den, um die­se Denk­mo­del­le und die dar­aus ab­ge­leiteten The­ra­pie­mög­lich­kei­ten zu über­-
prü­fen. Sie müs­sen einer Viel­falt von grob- und fein­stoff­li­chen Ein­flüs­sen Rech­nung tra­gen. Dabei ver­hält es sich wie in der Quan­ten­phy­sik respek­ti­ve bei der Heisenberg’schen Unschär­fe­re­la­ti­on: Ort und Dreh­rich­tung eines sub­ato­ma­ren Teil­chens las­sen sich nicht gleich­zei­tig exakt bestim­men.

Genau­so kann eine ganzheitsorien­tierte medi­zi­ni­sche For­schung nicht auf ein ein­zi­ges Kri­te­ri­um im kom­ple­xen Gesche­hen von Gesund­heit und Krank­heit allein fokus­sie­ren. Viel­mehr muss sie eine Stu­di­en­si­tua­ti­on fin­den und schaf­fen, wel­che zum einen der the­ra­peu­ti­schen Rea­li­tät mög­lichst weit­ge­hend gerecht wird und den Men­schen in sei­ner viel­schich­ti­gen Indi­vi­dua­li­tät mit umfasst. Zum ande­ren soll sie den­noch fun­dier­te Aus­sa­gen dar­über erlau­ben, ob das gewähl­te Denk­mo­dell und die dar­auf basier­ten the­ra­peu­ti­schen Mit­tel und Wege zweck­mäs­sig sind.

Die anthro­po­so­phi­sche For­schung ist bestrebt, genau das zu leis­ten – und sie zei­tigt dabei kon­kre­te und teils spek­ta­ku­lä­re Ergeb­nis­se, auch hin­sicht­lich der Wei­ter­ent­wick­lung der Metho­dik der wis­sen­schaft­li­chen For­schung. Dar­aus kann nicht zuletzt die Schul­me­di­zin viel ler­nen.

Wenn auch die Lek­tü­re die­ser Quin­te für eini­ge Lese­rin­nen und Leser viel­leicht etwas unge­wohnt erschei­nen mag, las­sen Sie sich auf das Expe­ri­ment ein und gewin­nen Sie span­nen­de Erkennt­nis­se und Ein­sich­ten für sich selbst !

Autoren63Hans-Peter Stu­der
Für das Redak­ti­ons­team

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