Fallbeispiel

Frau R., eine Stu­di­en­teil­neh­me­rin mit Blut­hoch­druck, ist 57 Jah­re alt. Sie wirkt ange­spannt. Auf­fäl­lig ist eine eher hohe Atmung, bei der sie die Schul­tern nach oben zieht. Als sie in die Sprach­the­ra­pie kommt, ist sie unsi­cher dar­über, was sie wohl erwar­tet. Wie soll das gehen, mit Spra­che den Blut­druck zu sen­ken?

Nach der aus­führ­li­chen Ein­füh­rung begin­nen wir mit den ers­ten Übun­gen. Vor dem Spre­chen soll Frau R. in den Bauch hin­un­ter atmen. Ihre Hän­de, auf den Bauch gelegt, füh­len, ob die ein­ge­at­me­te Luft wirk­lich dort ankommt. Zudem ach­ten wir dar­auf, dass sich ihre Schul­tern beim Atmen nicht bewe­gen und dass sie die Atem­luft nicht zu schnell ver­braucht. Alle tief ein­ge­at­me­te Luft soll in Klang ver­wan­delt wer­den. Zunächst in ein strö­men­des, klin­gen­des „O“. Dann füllt Frau R. wie­der­um den Bauch mit Luft – ohne dass davon etwas zu hören ist. Ach­tung, die Schul­tern! Und jetzt spricht sie das „U“. Sie soll die Lip­pen noch wei­ter nach vorn spit­zen, damit kei­ne Luft ver­lo­ren geht. Ich mache sie da­rauf auf­merk­sam, dass die Lip­pen mit dem See­li­schen zu tun haben. Auf ange­neh­me Wei­se kann sich das im Kuss zei­gen. Aber Lip­pen, eng aufeinander­gepresst, kön­nen auch Anspan­nung oder Stress anzei­gen. Das wird ihr schnell klar, und sie erin­nert sich an eini­ge sol­cher Situa­tio­nen. Im Beruf oder auch zu Hau­se wird es eben manch­mal eng.
Frau R. spricht das „OM“. Nach dem strö­men­den „O“ soll sie die­ses im „M“ wei­ter­klin­gen las­sen, spü­ren, wie ihre Lip­pen vibrie­ren. Die Übun­gen wie­der­holt sie täg­lich zu Hau­se. Spä­ter bestä­tigt sie, dass sie sich ruhi­ger, aus­ge­gli­che­ner fühlt.
Ihr fällt auf, dass sie wacher gewor­den ist, auf­merk­sa­mer auf sich selbst. So wird ihr deut­lich, wie oft sie am Tag unru­hig und ange­spannt ist. Das will sie ändern. Sie schliesst an die Stu­die wei­te­re ambu­lan­te The­ra­pie­stun­den an. Nach wei­te­ren 11 The­ra­pie-Ein­hei­ten zeigt das 24-Stun­den-Blut­druck­pro­fil eine deut­li­che Ände­rung im Ver­gleich zum Beginn.

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