Erstaunliche Schritte

Edith Häner ist seit eini­gen Jah­ren Pati­en­tin im Ita Weg­man Ambu­la­to­ri­um. Vor eini­gen Mona­ten hat sie durch ihren Haus­arzt erst­mals The­ra­peu­ti­sche Sprach­ge­stal­tung ver­ord­net bekom­men. Von den auch für sie erstaun­li­chen Ergeb­nis­sen berich­tet sie für die­se Aus­ga­be der Quin­te.

Ich bin es nicht gewohnt, über mich zu reden – schon gar nicht in der Öffent­lich­keit. Doch die The­ra­pie­stun­den im Ambu­la­to­ri­um haben mir so viel bedeu­tet und mich so gestärkt, dass ich „über mei­nen Schat­ten sprin­ge“ und mei­ne Erleb­nis­se hier schil­de­re.

Ver­trau­en ist not­wen­dig

Ursprüng­lich hat­te ich einen ande­ren Haus­arzt, der mich über vie­le Jah­re sehr gut betreut hat. Doch bei einem The­ma war ich ganz und gar nicht ein­ver­stan­den mit sei­nem The­ra­pie­vor­schlag, und so wand­te ich mich ans Ambu­la­to­ri­um für eine Zweit­mei­nung. Ich kam zu Dr. Gödl in die Sprech­stun­de. Die ers­te Über­ra­schung für mich war: Er nahm sich Zeit für mich. Ich habe mich mensch­lich betreut gefühlt, konn­te mein Herz aus­schüt­ten. Er hör­te mir zu, auch wenn es um The­men ging, die über eine blos­se Sym­ptom­be­schrei­bung mei­ner gesund­heit­li­chen Pro­ble­me hin­aus­gin­gen. Das hat mich so über­zeugt, dass ich geblie­ben bin. Es gab zwi­schen­drin durch­aus Rei­bungs­punk­te, etwa wenn ich län­ger auf einen Ter­min war­ten muss­te, weil er mit vie­len zusätz­li­chen Auf­ga­ben zu sei­ner Arzt­tä­tig­keit ein­ge­spannt ist. Doch wir haben uns immer wie­der gefun­den, es ist eine gute Ver­trau­ens­ba­sis vor­han­den. Und das ist für mich sehr wich­tig.

Aus dem Gleich­ge­wicht

Ich war und bin ein sehr leb­haf­ter Mensch, bin gern unter­wegs und aktiv. Doch vor eini­gen Mona­ten spür­te ich deut­lich, dass mir mei­ne frü­he­re Unbe­schwert­heit abhan­den­ge­kom­men ist. Natür­lich ver­än­dert man sich mit dem Alter, das ist mir bewusst. Doch muss man auch eine sol­che Ent­wick­lung nicht als gege­ben und unab­än­der­lich hin­neh­men. Ich war an einem Punkt ange­langt, wo ich spür­te, dass ich kei­ne Geduld mehr hat­te, schnell wütend wur­de und extrem nah am Was­ser gebaut hat­te.
Mor­gens wach­te ich auf und dach­te: „Das, was ich heu­te vor­ha­be, schaf­fe ich nie“. Ver­ständ­li­cher­wei­se lös­te dies eine gewis­se Unru­he, manch­mal fast Panik aus. Es war vor allem die Zeit, in der mei­ne Mut­ter im Ster­ben lag, Das Abschied­neh­men zog sich über einen lan­gen Zeit­raum hin. Fünf Jah­re zuvor hat­te ich einen Herz­schritt­ma­cher bekom­men. Das zu akzep­tie­ren, war für mich nicht ein­fach. Umso mehr setz­te mir die Unru­he in die­ser Zeit zu. Ich hat­te häu­fig Herz­ra­sen, kam schnell aus­ser Atem und fühl­te mich see­lisch unaus­ge­gli­chen.

Ein über­ra­schen­der The­ra­pie­vor­schlag

In die­ser für mich anstren­gen­den Situa­ti­on kon­sul­tier­te ich mei­nen Haus­arzt. Auf­grund mei­ner Sym­ptom­be­schrei­bung lies er mei­ne Schild­drü­sen­wer­te über­prü­fen. Eine für mich pas­sen­de und ange­neh­me Ent­de­ckung war, dass es nicht nur um irgend­wel­che Refe­renz­wer­te ging und eine Reak­ti­on dar­auf, wenn die­se nach oben oder unten abwi­chen. Ich merk­te, es ging um mich und um das Ein­ord­nen mei­ner Wer­te in mei­ne Lebens­si­tua­ti­on und dar­um, wie es mir aktu­ell geht und wie ich mit der Situa­ti­on klar­kom­me.
Dr. Gödl mach­te mir den Vor­schlag, The­ra­peu­ti­sche Sprach­ge­stal­tung zu machen – bei Alex­an­der Fal­dey, der sei­ne The­ra­pie­stun­den auch im Ambu­la­to­ri­um anbie­tet.
Ich dach­te mir: „Aha, das soll ich machen? Was erwar­tet mich da wohl?“ Herrn Fal­dey kann­te ich vom Sehen und spür­te immer gros­sen Respekt, viel­leicht auch wegen sei­ner Grös­se. Aber ich bin offen und woll­te es aus­pro­bie­ren. Mir ist mei­ne Gesund­heit viel wert, des­halb hat es mich nicht gestört, dass mei­ne Kran­ken­kas­se nicht die gesam­ten Kos­ten der The­ra­pie über­nom­men hat.

Es war das Bes­te, was mir hät­te pas­sie­ren kön­nen!

Am Anfang hat Herr Fal­dey mich über mei­ne Kind­heit befragt, zum Bei­spiel, ob ich als Kind die Türen zuge­schla­gen hät­te. Das war sehr unge­wohnt für mich, so etwas woll­te noch nie­mand von mir wis­sen! Vor­ab hat er aber mein Ein­ver­ständ­nis ein­ge­holt, mich in die­ser Tie­fe zu befra­gen – und ich hat­te jeder­zeit die Mög­lich­keit, Fra­gen auch nicht zu beant­wor­ten. Das war sehr ange­nehm für mich.
Dann ging es sofort an die Ver­ein­ba­rung von The­ra­pie­zie­len. Er woll­te von mir wis­sen, was ich errei­chen will mit der The­ra­pie – ich bekam da kei­ne Vor­ga­ben. Also über­leg­te ich kurz und for­mu­lier­te dann mei­ne Zie­le: Ich woll­te mei­ne Unbe­fan­gen­heit zurück­ge­win­nen und mein Leben genies­sen kön­nen. Ich woll­te kei­ne Panik­at­ta­cken haben, mein Mor­gen­tief abbau­en. Zudem woll­te ich die Kurz­at­mig­keit beim Wan­dern wie­der los­wer­den, die sich über die letz­ten zwei Jah­re ent­wi­ckelt hat­te. Da kam also eine Men­ge zusam­men, was ich mir vor­nahm. „Das schaf­fen wir“, mein­te Herr Fal­dey zuver­sicht­lich.

Üben ist ange­sagt

Anfäng­lich hat­te ich gros­se Hem­mun­gen, die ein­zel­nen Lau­te, die Herr Fal­dey mir vor­sprach – zum Bei­spiel das N, L und O-, laut in den Raum zu sagen. Ich fand es zunächst auch sehr komisch. Doch ich woll­te nicht alles hin­ter­fra­gen, son­dern ver­trau­en. Wich­tig war Herrn Fal­dey, dass ich das in der Stun­de Geüb­te zuhau­se wie­der­hol­te. Ich bestä­tig­te ihm, dass ich mich durch­aus drei- bis vier­mal pro Woche zurück­zie­hen kann zum Üben.
Doch es gab ein Pro­blem: Die Zeit hät­te ich schon auf­brin­gen kön­nen, aber wie soll­te ich mei­nem Mann das erklä­ren, was ich da tue? Also habe ich die Zei­ten abge­war­tet, zu denen ich allein zu Hau­se war. Rasch hat mir die vor­ge­ge­be­ne Anzahl an Übun­gen nicht mehr gereicht, und ich habe täg­lich geübt. Sehr hilf­reich war mir dabei das Übungs­blatt mit den Auf­ga­ben, das mich die gesam­te Zeit über beglei­tet hat.
Wie ein „Schul­mäd­chen“ habe ich brav alles gemacht, was Herr Fal­dey mir „auf­ge­ge­ben“ hat. Ich habe dar­auf ver­traut, dass er als The­ra­peut weiss, was in mei­ner Situa­ti­on gut ist. Mir war vor allem wich­tig, dass es mir bes­ser­geht – und das haben wir zusam­men erreicht. Manch­mal war eine Übung etwas schwie­ri­ger für mich, dann for­der­te er mich auf, sie mit Freu­de zu spre­chen. Und sie­he da – es funk­tio­nier­te. Am Schluss habe ich im The­ra­pie­raum gestan­den und mit Mut die Lau­te spre­chen kön­nen, laut und deut­lich, ohne Hem­mun­gen.

Wir haben es geschafft!

In der letz­ten The­ra­pie­stun­de wer­te­ten wir den Weg der zurück­lie­gen­den Wochen aus: Ich hat­te mei­ne Unbe­fan­gen­heit wie­der und konn­te mein Leben genies­sen. Die Panik­at­ta­cken ver­spür­te ich deut­lich sel­te­ner, mein Mor­gen­tief ist über­schau­bar gewor­den und spiel­te für die Qua­li­tät des Tages kei­ne Rol­le mehr. Die Kurz­at­mig­keit beim Wan­dern war zwar noch da, aber der Umgang damit wur­de sou­ve­rä­ner und erträg­li­cher. Zusam­men­fas­send habe ich den The­ra­pie­er­folg – gemes­sen an den Zie­len – mit „mehr als erwar­tet“ ange­ge­ben.
Mein Haus­arzt bestä­tig­te mir, dass die Schild­drü­sen­wer­te jetzt in Ord­nung sind, was mich natür­lich freu­te. Doch wich­ti­ger ist für mich der Unter­schied durch die The­ra­pie: Ich kann mit den Pro­ble­men umge­hen. Das heisst nicht, dass ich nun wie­der pro­blem­los auf jeden Berg stei­ge, aber ich genies­se den Auf­ent­halt in den Ber­gen und kom­me auch damit zurecht, wenn ich mal umkeh­ren muss.

Ein guter Abschluss

Wenn man älter wird, kommt schnell mal eine The­ra­pie zur nächs­ten. Inso­fern hat es mich beru­higt, dass mir Herr Fal­dey bestä­tigt, dass ich die Übun­gen nun ad acta legen kann. Ich bin an einem guten neu­en Punkt ange­langt und muss mei­ne bis­he­ri­gen Übun­gen nicht wei­ter­ma­chen.
Wenn ein neu­es Pro­blem auf­tau­chen soll­te, wür­den wir es neu zusam­men anschau­en. Das gefällt mir, und ich dan­ke Herrn Fal­dey für sei­ne fröh­li­che und unkom­pli­zier­te Art.
Arzt­be­su­che wer­den im Alter meist häu­fi­ger, des­halb bin ich sehr froh, mit dem Ambu­la­to­ri­um einen guten Ort für mich gefun­den zu haben – gut erreich­bar und mit einer ange­neh­men Atmo­sphä­re.

Fach­per­son

Edith Häner

Arbeits­schwer­punk­te Aus­bil­dung als Hoch­bau­zeich­ne­rin, nach eini­gen Arbeits­jah­ren Umschu­lung zur Pfle­ge­fach­frau DN I, hat wäh­rend vie­ler Jah­re im Alters­heim und Spi­tal gear­bei­tet, jetzt pen­sio­niert.

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