Die Haut: ein Spiegel unserer Gesundheit und unserer Seele

Unse­re Haut ist weit mehr als nur Körperhülle.Sie ist auch Sin­nes­or­gan und dient dem Aus­tausch mit der uns umge­ben­den Welt. Gleich­zei­tig spie­gelt sie unse­re Innen­welt. Es reicht des­halb oft nicht aus, Haut­er­kran­kun­gen nur ober­fläch­lich zu behan­deln.

Was macht eine gesun­de Haut aus?
Wann ist die Haut gesund?

Eine gesun­de Haut zeich­net sich vor allem dadurch aus, dass sie das Gleich­ge­wicht zwi­schen der Aus­sen­welt und dem Kör­per­in­nern hal­ten kann. Das bezieht sich auf den Was­ser-, Tem­pe­ra­tur-, Mine­ral­stoff- und Wär­me­haus­halt. Zum Bei­spiel bleibt die Kör­per­tem­pe­ra­tur gleich­mäs­sig bei etwa 36,5 °C – unab­hän­gig davon, ob man gera­de auf einer Berg­tour im Schnee oder einer Wan­de­rung durch die Wüs­te ist. Zu den Funk­tio­nen einer gesun­den Haut gehört auch, dass sie Sin­nes­ein­drü­cke ans Bewusst­sein wei­ter­lei­tet und dass sie den Kör­per vor Schä­di­gun­gen schützt. Wer­den die­se Tätig­kei­ten alle im Gleich­mass erfüllt, dann tre­ten weder Ent­zün­dun­gen, Tumo­re noch dege­ne­ra­ti­ve Stö­run­gen an der Haut auf.

Wes­halb ist gesun­de Haut wich­tig?

Die Haut als gröss­tes Organ des Men­schen trägt wesent­lich und unab­ding­bar zum leben­di­gen Orga­nis­mus bei. Sie schützt uns vor Ein­flüs­sen der Umwelt, ermög­licht uns eine Inter­ak­ti­on, einen Aus­tausch mit ihr. Eine Erkran­kung führt oft zum Ein­drin­gen der Umwelt­kräf­te in den Kör­per­be­reich und hat als Fol­ge Aus­wir­kun­gen bis in die see­lisch-geis­ti­ge Ebe­ne.

Die Haut ist eines der wich­tigs­ten Sin­nes­or­ga­ne des Men­schen. Was ist das Beson­de­re dar­an?

Das Sin­nes­or­gan Haut ist spe­zia­li­siert auf die Tast­wahr­neh­mung wie auch auf Schmerz-, Vibra­ti­ons- und Wär­me­emp­fin­dung. Die feins­ten Tas­tein­drü­cke ver­mit­teln uns ein Ver­hält­nis unse­res Kör­pers zum Raum sowie einen wesent­li­chen Teil der Kom­mu­ni­ka­ti­on mit ande­ren Men­schen.

Wann braucht die Haut ärzt­li­che Behand­lung?

Eine ärzt­li­che Behand­lung ist sinn­voll, wenn ein Ungleich­ge­wicht an der Haut auf­tritt – sei­en dies ent­zünd­li­che, tumo­rö­se oder dege­ne­ra­ti­ve Erschei­nun­gen. Zum Bei­spiel kön­nen eine zuneh­men­de Rege­ne­ra­ti­ons­schwä­che der Haut im Alter und eine chro­ni­sche schä­di­gen­de Wir­kung durch Son­nen­licht gemein­sam nach Jah­ren zu Haut­krebs füh­ren.

Es gibt Men­schen, die sagen, die Haut zei­ge inne­re Pro­ble­me an der Ober­flä­che – die The­ra­pie müss­te also innen begin­nen. Was sagen Sie dazu? Kön­nen Sie da ein Bei­spiel geben?

Bei einer Stö­rung der Leber­tä­tig­keit tritt an der Haut oft ein unstill­ba­rer Juck­reiz auf. Wenn die Leber­funk­ti­on durch eine The­ra­pie wie­der ins Gleich­ge­wicht geführt wird, kann der Juck­reiz wie­der ver­schwin­den. Es ist auch bekannt, dass sich Haut­er­kran­kun­gen wie Neu­ro­der­mi­tis oder Schup­pen­flech­te bei psy­chi­scher Belas­tung und Stress meist deut­lich ver­schlech­tern.

Was sind häu­fi­ge Pro­ble­me bezüg­lich der Haut?
Womit kom­men Patientinnen/Patienten zu Ihnen?

In die der­ma­to­lo­gi­sche Pra­xis kom­men oft Men­schen zur Kon­trol­le ihrer Leber­fle­cken und Mut­ter­ma­le. Wir prü­fen dann die Gut­ar­tig­keit die­ser soge­nann­ten Pig­ment-Nae­vi. Nicht sel­ten wer­den wir auch von älte­ren Pati­en­ten wegen nicht hei­len­der Ver­än­de­run­gen im Gesicht auf­ge­sucht, die sich meist als eine Form des Haut­kreb­ses her­aus­stel­len. Jun­ge Leu­te kom­men häu­fig wegen akne-arti­ger Haut­er­kran­kun­gen zu uns.

War­um sind man­che Haut­pro­ble­me, zum Bei­spiel ­Neu­ro­der­mi­tis oder Pso­ria­sis, so lang­wie­rig zu
behan­deln? War­um erfor­dert deren Behand­lung so viel Geduld?

Bei die­sen ent­zünd­li­chen Haut­er­kran­kun­gen han­delt es sich um eine kon­sti­tu­tio­nel­le und oft auch um eine fami­liä­re Pro­ble­ma­tik. Das heisst, es besteht schon lan­ge, manch­mal von Geburt an, eine gewis­se Ein­sei­tig­keit der Haut­funk­ti­on, die durch die The­ra­pie wie­der in ein Gleich­ge­wicht geführt wer­den soll. Weil sich die­se Tätig­keit als eine Art Cha­rak­ter­ei­gen­schaft der Haut ein­ge­prägt hat, dau­ert die Behand­lung oft lan­ge.

Wann ist bei Haut­pro­ble­men eine natür­li­che Behand­lung sinn­voll?

Es gibt kein spe­zi­fi­sches Krank­heits­bild der Haut, das gut auf natür­li­che The­ra­pi­en anspricht. Mass­geb­lich für eine die Schul­me­di­zin ergän­zen­de The­ra­pie sind mei­nes Erach­tens eher jeweils die Mit­ar­beit des Pati­en­ten, eine aus­rei­chen­de Geduld von Arzt und Pati­ent, um das beschrie­be­ne Haut­gleich­ge­wicht zu fin­den, sowie der Wil­le zur indi­vi­dua­li­sier­ten The­ra­pie auf Sei­ten des Arz­tes. In den Medi­en, ins­be­son­de­re Zeit­schrif­ten, wird ver­meint­lich Wider­sprüch­li­ches kom­mu­ni­ziert. Einer­seits wird vor zu viel Son­ne gewarnt und es wer­den hohe Haut­schutz­fak­to­ren pro­pa­giert, ande­rer­seits emp­fiehlt einem der Arzt, Vit­amin D zu schlu­cken. Was kön­nen Sie für die Anthro­po­so­phi­sche Medi­zin dazu sagen?

In allen Lebens­be­rei­chen kommt es auf eine gesun­de Balan­ce an. Vie­le Men­schen wei­sen deut­li­che Zei­chen einer chro­ni­schen Licht­schä­di­gung der Haut auf. Oft wur­den wie­der­holt Son­nen­brän­de erlebt. Das ent­schei­den­de Pro­blem sowohl für die Licht­schä­di­gung der Haut als auch für den Vit­amin D-Man­gel sind unse­re Lebens­um­stän­de. Wir arbei­ten im Innern der Häu­ser, und in der Fol­ge führt uns unser Licht­hun­ger dazu, in kür­zes­ter Zeit das Ungleich­ge­wicht am Meer oder in den Ber­gen mit viel Son­ne kom­pen­sie­ren zu wol­len. Daher plä­die­re ich dafür, ein beweg­li­ches Bewusst­sein zu kul­ti­vie­ren und sich den Gege­ben­hei­ten gemäss zu ver­hal­ten. Die Haut könn­te sich die­se Fle­xi­bi­li­tät dann im Jah­res­ver­lauf auch aneig­nen.

Kön­nen Sie den Lese­rin­nen und Lesern Tipps geben, was für die gesund­erhal­ten­de Pfle­ge der Haut wich­tig ist? Was kön­nen sie selbst zur Gesund­heit ihrer Haut bei­tra­gen?

Eine gesun­de Haut beein­flusst wesent­lich das gesam­te Wohl­be­fin­den. Die­ses kann durch das Erle­ben der Ele­men­te Licht und Luft sowie Was­ser und Erde erlangt wer­den. Frü­her wur­den Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten mit Haut­er­kran­kun­gen zur Gesun­dung und Kli­ma­the­ra­pie ans Meer oder in die Ber­ge geschickt. Ich emp­feh­le daher für eine gesun­de Haut und ein all­ge­mei­nes Wohl­be­fin­den, ver­mehrt den bewuss­ten Kon­takt zur Natur zu suchen.
Autoren9

Fach­per­son Tan­ja Graf
Arbeits­schwer­punk­te Haut­ärz­tin, Stu­di­um der Human­me­di­zin in Basel.
Aus- und Wei­ter­bil­dung zur Fach­ärz­tin
Der­ma­to­lo­gie & Venero­lo­gie im Uni­ver­si­täts­spi­tal Basel
und Kan­tons­spi­tal Aar­au. Seit 2011 nie­der­ge­las­sen in
der Pra­xis in Basel. Wei­ter­bil­dung in der­ma­to­lo­gi­scher
Tro­pen­me­di­zin in Moshi, Regi­on Kili­man­ja­ro, Tan­sa­nia, 2008
sowie in anthro­po­so­phi­scher Der­ma­to­lo­gie bei Dr. Lüder
Jachens, Deutsch­land, seit 2001
Kon­takt tanjagraf@hin.ch

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.