Die Bedeutung der Lebensmittel

Ernäh­rungs­fak­to­ren spie­len bei über einem Drit­tel der Krebs­er­kran­kun­gen für ihren
Aus­bruch und Ver­lauf eine wesent­li­che Rol­le. Neben dem Rau­chen und einem über­mäs­si­gen Alko­hol­ge­nuss wer­den bestimm­te Ernäh­rungs­ge­wohn­hei­ten wie hoher Kon­sum an tie­ri­schen Fet­ten und Eiweis­sen, kaum fri­sches Obst und Gemü­se, wenig Bal­last­stof­fe als Haupt­ri­si­ko­fak­to­ren für bestimm­te Krebs­er­kran­kun­gen gese­hen.

Ernäh­rungs- und Lebens­ge­wohn­hei­ten hän­gen eng mit­ein­an­der zusam­men und sind kul­tu­rell geprägt. Ent­spre­chend häu­fen sich lan­des- bzw. kul­tur­spe­zi­fisch bestimm­te Krebs­ar­ten. Diver­se Unter­su­chun­gen zei­gen, dass im Mit­tel­meer­raum, in Spa­ni­en, Por­tu­gal und Grie­chen­land, sowie in den asia­ti­schen Län­dern die Anzahl der Neu­erkran­kun­gen an Krebs deut­lich nied­ri­ger ist als im Wes­ten und Nor­den Euro­pas. Laut einer grös­se­ren ame­ri­ka­ni­schen Stu­die begüns­tigt der über­mäs­si­ge Ver­zehr von tie­ri­schen Fet­ten die Ent­ste­hung von Brust­krebs. Dick­darm­krebs ist eines der häu­figs­ten Krebs­arten der west­li­chen Welt und wird bedingt durch eine
bal­last­stoff­ar­me, eiweiss- und fett­rei­che Ernäh­rung. Die­se mali­gnen Erkran­kun­gen sind in Japan und Afri­ka sehr sel­ten.

Die Ernäh­rung kann offen­bar unter bestimm­ten Umstän­den eine wesent­li­che Krank­heits­ur­sa­che sein. Umso mehr scheint die umge­kehr­te Fra­ge berech­tigt: Wie kann Ernäh­rung the­ra­peu­tisch so ein­ge­setzt wer­den, dass sie die gesun­den Kräf­te stärkt? Deut­lich ist, dass kei­ne Diät allein eine Krank­heit hei­len kann, aber was kann the­ra­peu­tisch unter­stüt­zend wir­ken?

Ernäh­rung als The­ra­pie

Natur­wis­sen­schaft­li­che For­schun­gen kon­zen­trie­ren sich auf ein­zel­ne gesund­heits­för­dern­de Inhalt­stof­fe in unse­rer Nah­rung. In den 80er-Jah­ren kamen die soge­nann­ten sekun­dä­ren Pflan­zen­stof­fe zuneh­mend ins Blick­feld. Zwi­schen­zeit­lich sind mehr als 10000 die­ser sekun­dä­ren Pflan­zen­stof­fe bekannt, mit denen bei­spiels­wei­se Früch­te oder Knol­len
Schäd­lin­ge abweh­ren. Die­se pflanz­li­chen Sub­stan­zen, die für das Rot der Him­bee­re, das Oran­ge der Karot­ten oder auch für ein spe­zi­fi­sches Aro­ma, zum Bei­spiel den bit­te­ren Geschmack, ver­ant­wort­lich sind, haben eine zell­schüt­zen­de Funk­ti­on. Sie fan­gen zell­schä­di­gen­de „freie Radi­ka­le“ ab und wir­ken einer Zell­al­te­rung ent­ge­gen. Sie sol­len das Wachs­tum von Krebs­zel­len ver­hin­dern bzw. sich gezielt gegen sie rich­ten. Die­se schüt­zen­den Sub­stan­zen begrün­den das Pos­tu­lat für eine Ernäh­rungs­wei­se in der Krebs­the­ra­pie, die viel fri­sches Obst und Gemü­se ent­hält.

Caro­ti­noi­de in grü­nen und roten Gemüse­sorten wir­ken krebs­vor­beu­gend und regen den Immun­schutz an. Glu­co­si­no­la­te in Kreuz­blü­ten­ge­wäch­sen wie zum Bei­spiel Broc­co­li, Rot­kohl oder Wirz beu­gen Krebs­er­kran­kun­gen vor, sen­ken den Cho­le­ste­rin­spie­gel und haben eine antimik­robielle Wir­kung. Radies­chen, Kohl und grü­ne Boh­nen
ent­hal­ten Poly­phe­no­le, die wie die Sul­fi­de in Knob­lauch und Zwie­beln zu den bereits genann­ten posi­ti­ven Wir­kun­gen auch ent­zün­dungs­hem­mend sind, den Blut­druck regu­lie­ren und den Blut­zu­cker­spie­gel sen­ken.

Leben­dig­keit der Nah­rung

Mit einem anthro­po­so­phisch begrün­de­ten The­ra­pie­an­satz der Krebs­er­kran­kung kann auch die Ernäh­rungs­leh­re wesent­lich ergänzt wer­den. Ent­schei­dend ist nicht die Quan­ti­tät, also nicht die Ana­ly­se der Inhalts­stof­fe, son­dern die Qua­li­tät der Lebens­mit­tel. In die­sem Wort liegt bereits der Schlüs­sel: LEBENs­mit­tel. Es wer­den Nah­rungs­mit­tel emp­foh­len, die ein hohes Mass an Leben­dig­keit, an Vita­li­tät besit­zen. Für die­sen Aspekt ist ihre Her­kunft und ihre Ver­ar­bei­tung aus­schlag­ge­bend. Ein bio­lo­gi­scher bzw. mög­lichst sogar ein bio­lo­gisch-dyna­mi­scher Anbau ist zu bevor­zu­gen, der nach­hal­tig sowohl die Boden­le­ben­dig­keit als auch ein art­ge­rech­tes Tier- und Pflanzen­wachstum und damit die Nah­rungs­mit­tel­qua­li­tät för­dert. Inter­es­san­ter­wei­se kom­men die neu­es­ten For­schun­gen zu ähn­li­chen Aus­sa­gen wie die anthro­po­so­phi­sche Ernäh­rungs­leh­re. Wäh­rend letz­te­re die bio­lo­gi­sche bzw. bio­lo­gisch-dyna­mi­sche Anbau­wei­se mit Ein­be­zug der gan­zen leben­den Natur, der Erde und des Kos­mos befür­wor­tet, zählt die heu­ti­ge ­Wis­sen­schaft eben­falls auf eine bio­lo­gi­sche Her­kunft, aller­dings unter dem Aspekt der Ana­ly­se wich­ti­ger Inhalts­stof­fe. The­ra­peu­tisch ste­hen bei der Krebs­er­kran­kung Lebens­mit­tel im Vor­der­grund, die dem Orga­nis­mus in hohem Mas­se Licht- und Wär­me­kräf­te ver­mit­teln, also vor allem an der Son­ne gereift sind. Das sind bei­spiels­wei­se pflanz­li­che Öle aus Ölsaa­ten; sie sind Ver­mitt­ler der Son­nen­wär­me. Oder man den­ke an die gol­de­nen, vom Son­nen­licht durch­flu­te­ten Korn­fel­der. Die Getrei­de­äh­re kann als Urbild eines Licht- und Wär­me­spei­chers der Erde betrach­tet wer­den. Zu die­ser Rei­he zäh­len eben­so natür­lich gereif­tes sai­so­na­les Obst und Gemü­se, Kräu­ter, zum Bei­spiel aus der Fami­lie der Lip­pen­blüt­ler wie Thy­mi­an, Ros­ma­rin, Majo­ran, Laven­del, oder auch Gewür­ze aus den wär­me­ren Län­dern wie Ing­wer, Kur­ku­ma, Zimt.

Bei der Toma­te schei­den sich die Geis­ter

Ihr hoher Lyco­pinge­halt, eben­falls ein sekun­dä­rer Pflan­zen­stoff, sorgt nicht nur für ihre leuch­tend rote Far­be, son­dern ihm wer­den krebs­hem­men­de Eigen­schaf­ten zuge­spro­chen.
Eine Betrach­tung des Wesens der Toma­ten­pflan­ze, die über die iso­lier­ten Inhalts­stof­fe hin­aus­führt, zeigt im Pflan­zen­ty­pus ein wuchern­des Wachs­tum, sogar bevor­zugt auf nicht kom­pos­tier­ten, pflanz­li­chen Abfäl­len – am liebs­ten auf dem eige­nen Kraut. Die Toma­te hat die Ten­denz, unab­hän­gig von der Umwelt zu wer­den. Sie hat viel Eigen­vi­ta­li­tät. Der Gärt­ner kennt die Not­wen­dig­keit des regel­mäs­si­gen „Aus­geizens“ der neu­en Trie­be. Mit ihren Aus­düns­tun­gen ver­drängt sie regel­recht ande­re Pflan­zen neben sich. Sie hat wenig Struk­tur­kräf­te, kaum Auf­rich­te­kraft, sie muss gestützt wer­den. Die­se Beschrei­bung nähert sich bereits einem „tumor­ähnlichen Ver­hal­ten“ an. Das Wesen der Toma­ten­pflan­ze ver­an­lass­te Rudolf Stei­ner, dass er sich im Land­wirt­schaft­li­chen Kurs 1923 ein­deu­tig gegen den Ver­zehr von Toma­ten bei einer vor­lie­gen­den Krebs­er­kran­kung aus­sprach.

Ernäh­rung ist nicht nur Nah­rungs­auf­nah­me

Zum Nach­den­ken mag die Aus­sa­ge des Arz­tes Vol­ker Fin­tel­mann anre­gen, dass Inhalts­stof­fe, even­tu­el­le Schad­stof­fe oder Rück­stän­de in der Nah­rung viel weni­ger krebs­aus­lö­send wir­ken als der Umgang mit dem Essen selbst. Im heu­ti­gen, stark von aus­sen bestimm­ten All­tag ist die Ruhe und Acht­sam­keit beim Essen eine Her­aus­for­de­rung. Neh­me ich mir die Zeit dafür? Was esse ich da eigent­lich? Neh­me ich bewusst den Geschmack wahr? Was bewirkt er in mir? Wie füh­le ich mich? Wie sieht mei­ne Mahl­zeit aus? Habe ich Freu­de an den ver­schie­de­nen Farb­va­ri­an­ten der Gemü­se auf mei­nem Tel­ler? Man kennt den wohl berech­tig­ten Aus­spruch: Das Auge isst mit. Wie ist die Stim­mung beim oder in Bezug auf das Essen, habe ich Lust, etwas Neu­es zu ent­de­cken, viel­leicht etwas, was ich noch nie aus­pro­biert habe?

Für unse­re Ernäh­rung sind die rhyth­misch gestal­te­ten Mahl­zei­ten mit­ent­schei­dend. Die heu­ti­ge Zivi­li­sa­ti­on ist geprägt durch eine star­ke Arrhyth­mie der Nah­rungs­auf­nah­me. Sie erfor­dert vom Orga­nis­mus einen beson­de­ren Kraft­auf­wand, um den äus­se­ren Unrhyth­mus in einen inne­ren Rhyth­mus zu ver­wan­deln.

Ernäh­rung ist sicher auch das, was wir über die Sin­ne wahr­neh­men. Die Son­ne, das Licht, die Wär­me, die Bewe­gung, auch die inne­re Bewe­gung in der Freu­de, die Be­geisterung für eine Sache – all das nährt uns. Die Beschäf­ti­gung mit einer Bio­gra­phie zum Bei­spiel, mit einem The­ma, das mich begeis­tert, eine wirk­li­che inne­re Fra­ge. Dies sind alles ­For­men der Ernäh­rung, die jeder indi­vi­du­ell für sich fin­den kann. Der Weg die­ser per­sön­li­chen Wahr­neh­mungs- und Ent­de­ckungs­rei­se hat für eine Krebs­the­ra­pie einen hohen Stel­len­wert, wenn wir uns bewusst machen, dass es immer dar­um gehen muss, das Gesun­de in uns zu stär­ken.

Autoren36

Fach­per­son Kris­ti­ne Bor­n­e­mann
Arbeits­schwer­punk­te Pfle­ge­fach­frau HöFa Onko­lo­gie.
Seit 1999 an der Ita Weg­man Kli­nik, ­wäh­rend 1½ Jah­ren im onko­lo­gi­schen Ambu­la­to­ri­um des Para­cel­sus-Spi­tals
in Rich­ters­wil tätig. Seit 2010 in der ­onko­lo­gi­schen Tages­kli­nik.
Kon­takt kristine.bornemann@wegmanklinik.ch

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