Dem Fliessen und Triefen Grenzen setzen

80 Jah­re sind seit der ers­ten Anwen­dung von Gen­cy­do ver­gan­gen. Seit­dem konn­te vie­len Heu­schnup­fen-Pati­en­ten durch die­ses pflanz­li­che Arz­nei­mit­tel gehol­fen wer­den. Die wirk­sa­men Inhalts­stof­fe im Gen­cy­do sind Zitro­nen- und Quit­ten­saft, die wir aus dem Lebens­mit­tel­be­reich gut ken­nen, die aber heu­te ansons­ten kaum noch the­ra­peu­tisch ein­ge­setzt wer­den. 

Die Ent­wick­lung von Gen­cy­do
geht auf Anga­ben Rudolf Stei­ners zu­­­­­­­­­­­rück. Auf­grund sei­ner intui­ti­ven geistes­­­­­­­­­­wissenschaftlichen For­schun­gen erkann­te er, dass die Sub­stan­zen der Zitro­ne und der Quit­te bei Heu­schnup­fen thera­peutisch ein­ge­setzt wer­den kön­nen, wenn sie als phar­ma­zeu­ti­sche Zube­rei­tung direkt ins Blut gelan­gen. Wie prak­tisch bei allen tra­di­tio­nel­len pflanz­li­chen Arz­nei­mit­teln hat also auch bei der Ent­wick­lung von Gen­cy­do am Anfang eine geis­ti­ge Erkennt­nis gestan­den. Erst danach wur­de die Wirk­sam­keit durch die kli­ni­sche Anwen­dung bestä­tigt.

Wesens­merk­ma­le erken­nen und fin­den

Um die Wirk­sam­keit von pflanz­li­chen Arz­nei­mit­teln ratio­nal ver­ste­hen zu kön­nen, ver­su­chen For­scher in der ent­spre­chen­den Pflan­ze Sub­stan­zen zu iden­ti­fi­zie­ren, die für die kli­ni­sche Wir­kung als phar­ma­ko­lo­gisch wirk­sa­me Bestand­tei­le ver­ant­wort­lich gemacht wer­den kön­nen. Das gelingt aber nur in beschränk­tem Mas­se bei eini­gen weni­gen Heil­pflan­zen.

Dane­ben gehen eini­ge For­scher noch einen ganz ande­ren Weg, um sich dem Ver­ständ­nis der Wirk­sam­keit von Heil­pflan­zen zu nähern: Sie betrach­ten und erle­ben die Pflan­ze als Gan­zes und als etwas Leben­di­ges, wel­ches spe­zi­fi­sche Eigen­schaf­ten und Ver­hal­tens­wei­sen zeigt. Hier­aus kön­nen sie ein Wesens­bild der Pflan­ze ent­wi­ckeln, das sich zu bestimm­ten Krank­heits­bil­dern des Men­schen in Bezie­hung set­zen lässt. Die­ser For­schungs­weg wird vor allem in der anthro­po­so­phi­schen Medi­zin ver­folgt und
soll nun ansatz­wei­se hier am Bei­spiel der Zitro­ne durch­ge­führt wer­den.

Über­bor­den und abgren­zen in der Natur und beim Men­schen

Der Heu­schnup­fen-Pati­ent macht das im Früh­ling erblü­hen­de Natur­ge­sche­hen zu stark mit und kann sich hier­von nicht genü­gend abgren­zen. Sein Was­ser­or­ga­nis­mus beginnt, an den Schleim­häu­ten der Nase und der Augen über­zu­quel­len. Die The­ra­pie soll die hier über­quel­len­den Was­ser­kräf­te zurück­drän­gen und die Schleim­häu­te in ihrer Grenz­funk­ti­on stär­ken. Wenn wir in der Natur Pflan­zen suchen, die den Heuschnupfen­patienten hel­fen kön­nen, die ver­lo­ren­ge­gan­ge­nen Abgren­zungs­pro­zes­se wie­der zu erlan­gen, dann ver­dient der Zitro­nen­baum unse­re beson­de­re Beach­tung. Denn er zeigt in beson­de­rem Mas­se die Fähig­keit, über­bor­den­de Blüh­pro­zes­se in begren­zen­de leder­ar­tig abge­schlos­se­ne Frucht­bil­dun­gen über­zu­füh­ren. Er meta­mor­pho­siert die aus­ser­or­dent­li­chen früh­lings­haf­ten Auf­lö­sungs­ten­den­zen wäh­rend sei­nes Blü­hens in die ab­­grenzenden und zusam­men­zie­hen­den For­mungs­pro­zes­se wäh­rend sei­nes Fruch­tens. Damit kön­nen wir den Zitro­nen­baum als ein Natur­bild dafür anse­hen, wie zu star­ke sul­fu­ri­sche Ent­zün­dungs­pro­zes­se in abgren­zen­de Gestal­tungs­pro­zes­se über­ge­führt wer­den.

Den Auf­lö­sungs­ten­den­zen ent­ge­gen­tre­ten

Eher klein und gedrun­gen ver­wur­zelt sich der Zitro­nen­baum breit in der Erde. Er ist im Luft­raum stark ver­äs­telt, als wür­de er in sei­nem Wachs­tum gehemmt, und mit rei­chem Laub­werk immer­grü­ner Blät­ter geschmückt. Wäh­rend des Blü­hens lässt der Zitro­nen­baum mit sei­nen unzäh­li­gen weiss­röt­li­chen Blü­ten in einem wei­ten Umkreis um sich her­um eine Wol­ke süs­sen, fast betäu­ben­den Duf­tes ent­ste­hen. Sei­ne Duft­schwa­den brei­ten sich kilo­me­ter­weit in die Umge­bung aus.
Die­sem ver­schwen­de­ri­schen, unse­ren Ge-ruchs­sinn ver­füh­re­risch anspre­chen­den Duft- und Blühim­puls tritt nun der Zitro­nen­baum mit sei­ner zusam­men­zie­hen­den Frucht­bil­dung ener­gisch ent­ge­gen. Bis zu 2000 har­te Früch­te bil­den sich in der Baum­kro­ne im Jahr. Der sich im anschwel­len­den Frucht­kno­ten bil­den­de Saft wird von einer der­ben, led­ri­gen Scha­le ein­ge­schlos­sen. Die Frucht lässt in sich das Flüs­si­ge quel­len wie bei einer Bee­ren­frucht, umschliesst es aber kap­sel­ar­tig mit der leder­ar­tig ver­här­te­ten Scha­le – als woll­te sie sich zu einer Nuss ent­wi­ckeln.
In der Frucht kommt es zu einer star­ken Säu­re­bil­dung, die sonst für unrei­fe Früch­te cha­rak­te­ris­tisch ist, hier aber bei der nor­ma­len Rei­fung sogar noch zunimmt. Die Zucker­bil­dung ist so in der Zitro­ne zuguns­ten der Frucht­säu­ren unter­drückt. In der Frucht­scha-
le liegt der Aro­ma­ti­sie­rungs­pro­zess nun ver­wan­delt vor. Der ehe­mals betäu­ben­de Duft der Blü­te wird jetzt in der Frucht­scha­le als äthe­ri­sches Öl ein­ge­grenzt, das eine auf­we­cken­de, erfri­schen­de Note auf­weist, wenn es beim Zer­rei­ben der Scha­le gewon­nen wird.

Zitro­ne und Quit­te als wirk­sa­me Heil­mit­tel

Was bei Heu­schnup­fen-Pati­en­ten an der Na-sen­schleim­haut ins Wäss­rig-Form­lo­se nach
aus­sen strebt, wird durch die Zitro­nen­säu­re im Gen­cy­do, wenn sie inji­ziert wird oder über die Schleim­häu­te direkt ins Blut gelangt, zurück­ge­drängt und gebän­digt. Das geschil­der­te the­ra­peu­ti­sche Prin­zip der Frucht­säu­re der Zitro­ne fin­det sich ver­gleich­bar auch in ande­ren Pflan­zen, zum Bei­spiel in der Quit­ten­frucht. Deren Saft ist im Gen­cy­do als zwei­te Kom­po­nen­te ent­hal­ten. Das dar­ge­stell­te Prin­zip kann ver­ständ­lich machen, dass die Wir­kung von Gen­cy­do nicht im enge­ren Sin­ne phar­ma­ko­lo­gi­scher Natur ist, ver­gleich­bar der­­­­­­­­­jenigen von ent­spre­chen­den allo­pa­thi­schen Arz­nei­mit­teln, son­dern auf Grund von bestimm­ten Wesens­as­pek­ten umfas­sen­der ver­­­­­­schiedene Ebe­nen des Heu­schnup­fen­pa­ti­en­ten anspricht. Dar­über hin­aus ist Gen­cy­do auch bei ande­ren ver­gleich­ba­ren Ent­zün­dungs­pro­zes­sen wirk­sam, bei denen die Flüs­sig­keits­or­ga­ni­sa­ti­on in der Peri­phe­rie form- und gesetz­los zu wer­den droht, wie zum Bei­spiel beim Erguss im Ohr.

Autoren121

Fach­per­son Dr. med. vet.
Hen­ning M. Schramm
Arbeits­schwer­punk­te Dr. med. vet./staatl. dipl. Natur­arzt
Er ist seit vie­len Jah­ren
in der anthro­po­so­phisch-
medi­zi­ni­schen For­schung tätig und Lei­ter der
Regis­trie­rungs- und medi­zi­nisch-wis­sen­schaft­li­chen Abtei­lung der Wele­da AG, Arle­sheim. Er ist Autor zahl­rei­cher Bücher zur anthro­po­so­phi­schen Medi­zin und ihrer Heil­mit­tel.
Kon­takt 061 705 22 36

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