Das Fieber steigt — was nun?

Lie­be Lese­rin, lie­ber Leser,

Ein an sich kern­ge­sun­der Mann, bereits um die hal­be Welt gereist, wird von der Grip­pe erfasst. Er hus­tet, er spürt: „Jetzt hat’s mich erwischt.“ In der Mon­go­lei gab es in der Wüs­te kein Spi­tal. Er erin­nert sich an die Jur­ten, an den Sand­sturm, wie sie alle dicht gedrängt im Krei­se sas­sen, Gesun­de und Kran­ke gemischt.

Jetzt ist er wie­der in der klei­nen Schweiz, sei­ner Hei­mat. Und er hat offen­sicht­lich die Grip­pe.
Das kann ja nun wirk­lich kein Pro­blem sein. Zum Arzt? Nein, sagt er sich, ich doch nicht!
Er trinkt ein Glas Mate-Tee, den Becher hat er aus Argen­ti­ni­en mit­ge­bracht, das hilft auch. Er trinkt ihn lang­sam, das ist so üblich. Für einen Becher Mate-Tee braucht man mehr als eine Stun­de.
Das Fie­ber steigt wei­ter, der Hus­ten wird stär­ker. Es ist Abend. Die Part­ne­rin beginnt, sich Sor­gen zu machen. Wie wird die Nacht? Gegen 21 Uhr ist die Stir­ne heiss, 39 Grad Fie­ber. Der Hus­ten hat sich so gestei­gert, dass der arme Kerl fast kei­ne Luft mehr bekommt. Was jetzt? Einen Haus­arzt hat er nicht, wie­so auch. Auf der Welt­rei­se hät­te man ihn auch nicht erreicht.

Um 23 Uhr wird es kri­tisch. „Wir müs­sen zu einem Arzt“, ist der Part­ne­rin klar. Aber zu wem? Ihre Schwes­ter hat, so erin­nert sie sich, in der Ita Weg­man Kli­nik Kin­der zur Welt gebracht. Sie war begeis­tert damals. Aber kann man da ein­fach so hin und erst noch mit­ten in der Nacht? Und kön­nen die mit Not­fäl­len über­haupt umge­hen? Viel­leicht gehen wir doch lie­ber ins rich­ti­ge Spi­tal, über­legt sich die jun­ge Frau. Das ist auch nicht wei­ter weg. „Ich ruf da mal an“, sagt sie laut. Das bekommt der kran­ke Freund schon gar nicht mehr mit.
„Ja, kom­men Sie nur“, ant­wor­tet ihr auf der ande­ren Sei­te eine net­te Stim­me. Sie packt den Fie­bern­den ins Auto und fährt nach Arles­heim. Auf dem Not­fall ist gera­de eini­ges los. Eine Assis­tenz­ärz­tin unter­sucht den Pati­en­ten. Sie macht das kom­pe­tent. Die Pfle­gen­den küm­mern sich um ihn, machen ihm Mut, sie beru­hi­gen auch die Part­ne­rin. Bei­de wer­den lau­fend dar­über infor­miert, was gemacht wird, wie in einem rich­ti­gen Spi­tal. Die jun­ge Frau ertappt sich bei die­sem Ver­gleich. Das läuft alles pro­fes­sio­nell, kon­sta­tiert sie. Das ist tat­säch­lich ein rich­ti­ges Spi­tal.
Die Inter­ven­ti­on dau­ert. Aber sie ist erfolg­reich. Der jun­ge Mann ist mit allem so ver­sorgt, dass er nicht sta­tio­när auf­ge­nom­men wer­den muss, ein Ver­dacht auf Lun­gen­ent­zün­dung lässt sich aus­schlies­sen.
Hals­tuch um, war­me Jacke an. Die bei­den ver­las­sen dank­bar die Sta­ti­on. Und am nächs­ten Tag erfährt die gesam­te Ver­wandt­schaft, wie toll das auf dem Not­fall der Ita Weg­man Kli­nik ablief. Da kann man tat­säch­lich hin­ge­hen, auch nachts.

Ich wün­sche Ihnen eine not­fall­freie Zeit!

Autoren126Chris­toph Oling
Für das Redak­ti­ons­team

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