
An der Klinik Arlesheim werden sowohl stationär als auch ambulant sechs verschiedene begleitende Therapien angeboten. Sie werden ärztlich verordnet und sowohl zur Behandlung verschiedenster akuter Erkrankungen als auch zur Krankheitsprophylaxe angewendet. Der Heileurythmist Norman Kingeter, der Sprachtherapeut Alexander Faldey und der Maltherapeut Georg Hegglin zeigen exemplarisch, wie die drei Therapien auch Patientinnen und Patienten während ihres Burnouts unterstützen und begleiten können.
Heileurythmie bei Burnout
Kommt ein Patient in einer Burnout-Situation zur Heileurythmie, bilden die körperlichen Symptome einen ersten Ansatz für die Behandlung. Am Anfang werden gemeinsam mit dem Patienten Ziele formuliert. Für konkrete Themen wie Schlafstörungen, schmerzhafte Muskelverspannungen, Gleichgewichtsstörungen, innere Unruhe und Ängste bieten wir therapeutische Übungen an. In der Behandlung können sowohl achtsam-wahrnehmende als auch schnelle oder kräftige Bewegungen zum Einsatz kommen.
Grundsätzlich bildet der rhythmische Wechsel von Bewegung und Ruhe, von Tätigsein und wieder Nachlauschen die Basis der Therapie. Dadurch kann der Patient auf die tieferen Schichten seines Organismus wirken und einen rhythmischen Vorgang, wie zum Beispiel die Atmung, harmonisieren.
Übergeordnete Themen in Bewegungsformen umsetzen
Neben der Behandlung der direkten Beeinträchtigungen im Alltag etwa durch Schmerzen, schlechten Schlaf oder Antriebslosigkeit berücksichtigen wir immer auch allgemeine Fragen, die mit der individuellen Lebensgestaltung zu tun haben. Übergeordnete Motive wie „Selbstbestimmung – Fremdbestimmung“, „Hingabe und Selbstbehauptung“, „das richtige Mass finden“, „Begegnung“, „in Kontakt mit sich selber kommen“, „Wahrnehmung“, finden in der Therapie ihre Entsprechung in konkreten Bewegungsformen.
Standhaftigkeit und Hingabe
Ein wichtiger Aspekt der heileurythmischen Bewegungen basiert auf vier dynamischen Prinzipien, deren Wirkung an den Elementen Erde, Wasser, Luft und Wärme entdeckt werden können. Jeder sichtbare Gegenstand, jede Form ist aus einer Bewegung entstanden, die zur Ruhe gekommen ist. Dieser Prozess findet sich in unserem Körper wieder, zum Beispiel in der Bildung von Knochen oder Zähnen, wo er absolut notwendig ist.
Auf unser Seelenleben übertragen, lassen sich damit Begriffe wie Standhaftigkeit oder Abgrenzungsfähigkeit, im extremen Fall Härte verbinden. Sie sind für Burnout-Patienten zentral, weil sie entweder zu wenig oder aber im Übermass gelebt wurden. Das heisst, ein Patient sollte lernen, für sich selber einzustehen und sich besser abzugrenzen. Oder aber er muss selbst geschaffende Verhärtungen wieder in Fluss bringen, auch zum Beispiel, um Ängste zu überwinden. Hierbei hilft Wärme, die löst und weitet. Als seelische Begriffe kann man Vertrauen, Hingabe und Enthusiasmus nennen.
Mit äusserer die innere Dynamik beeinflussen
Durch das wiederholte Ausführen von entsprechenden Bewegungsabfolgen macht sich der Patient die spezifische Dynamik zu eigen. Zu diesen dynamischen Prinzipien, die alle Menschen gemeinsam haben, kommt ein ganz individueller, persönlicher Anteil. Dadurch erhält die Bewegung die eigene Gestaltung, den eigenen Ausdruck.
Ein selbstständig übender Mensch ist autonom. Das Erlebnis der Selbstwirksamkeit, dass das eigene Befinden durch Eigenaktivität verbessert werden kann, ist bei einem Burnout von grosser Wichtigkeit. Die Heileurythmie kann dazu einerseits spezifisch angepasste Übungen anbieten und andererseits die Verbindung mit grösseren Zusammenhängen erlebbar machen. Das Erleben dieser Verbindung hilft, den Horizont wieder zu erweitern und sich von der Enge des Alltags zu befreien.
Fachperson | Norman Kingeter M. A. |
Arbeitsschwerpunkte | Heileurythmist seit 1995. Seit 2005 an der Klinik Arlesheim. Fachgruppenleiter Heileurythmie. |
Kontakt | norman.kingeter@klinik-arlesheim.ch |