
Herr Kunz, Sie behandeln an der Ita Wegman Klinik onkologische Patienten.
Welche Therapien verordnen Sie?
Besonders wichtig ist mir, frühzeitig die gesunden Ressourcen des Patienten zu aktivieren. Neben einer individuellen Medikamentengabe schaue ich darauf, wo die gesunden Kräfte des Patienten liegen, die es zu stärken und zu unterstützen gilt. Auch durch kleine Veränderungen des Lebensstils können gesunde Kräfte aktiviert werden. Die tägliche Ernährung kann eine Quelle der Vitalität werden, wenn sie aktiv mit frischen Früchten, Salaten und Gemüsen angereichert wird. Genussgifte wie Tabak oder Alkohol sollte man sich natürlich rasch abgewöhnen. Jeden Tag sollte man sich aktiv bewegen, mindestens eine halbe Stunde lang.
Diese scheinbar kleinen Veränderungen des Lebensstils machen sehr viel aus. Eine neue onkologische Studie in Amerika konnte zum Beispiel zeigen, dass durch solche Lebensstilveränderungen bei Brustkrebspatientinnen die Mortalität über 10 Jahre halbiert werden konnte. Gerade den Zusammenhang von Ernährung und Bewegung finde ich sehr beeindruckend. Das zeigt mir, dass es wirklich darauf ankommt, dass der Patient selbst aktiv ist. Diese Eigenaktivität kann man besonders gut unterstützen mit aktivierenden Therapien wie Heileurythmie, Therapeutischer Sprachgestaltung oder Maltherapie.
In fortgeschrittenem Stadium einer Tumorerkrankung ist der Patient oft schon sehr eingeschränkt. Wie sehen Sie dann die eigene Aktivität?
Dann lassen sich über einfache Anwendungen, die am Patientenbett durchgeführt werden, immer noch Kräfte anregen, die lindernd und unterstützend wirken. So kann zum Beispiel die Heileurythmie an sterbenden Patienten mit den Füssen durchgeführt werden. Sehr wichtig in diesem Zusammenhang sind auch die Äusseren Anwendungen in der Pflege. Wenn man einmal erlebt hat, wie ein sterbender Patient sichtlich auflebt, wenn ihm mit einem duftenden Öl die Haut eingerieben wurde, dann weiss man für sich, dass es auch bei einem sterbenden Menschen nicht ausreicht, ihm mit Schmerzmedikation allein die letzte Zeit zu erleichtern. Es wurde nachgewiesen, dass das Schmerzempfinden des Patienten zum Beispiel durch Düfte oder Geräusche, die angenehme Erinnerungen hervorrufen, vermindert wird.
Dr. med. Clifford Kunz
Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Onkologie, Onkologisches Ambulatorium.
clifford.kunz@wegmanklinik.ch