Älter werden

Lie­be Lese­rin, lie­ber Leser

In jun­gen Jah­ren kann man sich nicht vor­stel­len, dass im Alter die Kräf­te nach­las­sen, die Beweg­lich­keit abnimmt, gesund­heit­li­che Ein­schrän­kun­gen den All­tag ver­än­dern. Trep­pen­stei­gen ist für gesun­de jun­ge Men­schen kein Pro­blem, auch Wan­de­run­gen in den Ber­gen gehö­ren nicht zu den Tätig­kei­ten, die einem in jenem Alter Mühe berei­ten. Irgend­wann aber hört man sich den Aus­spruch sagen: „Ich bin auch nicht mehr 20.“ Und ab Alter 25 beginnt bereits der Alte­rungs­pro­zess, heisst es. Ab Mit­te 50 ertappt man sich dabei, aus­ser Atem zu sein oder Stress nicht mehr so schnell abbau­en zu kön­nen. Dann kommt die Zeit, wo man von Pen­sio­nie­rung spricht und heim­lich die Jah­re und Mona­te zählt, bis es end­lich so weit ist. Und dann? Beginnt dann die gren­zen­lo­se Frei­heit, wo man tun und las­sen kann, was man will? Kol­le­gen wit­zeln bei Begeg­nun­gen: „Stimmt es, dass du jetzt auch weni­ger Zeit hast als vor­her?“

Älter wer­den hat vie­le Aspek­te. Sie rei­chen von Gesund­heit und Krank­heit bis hin zu sozi­al-öko­no­mi­schen Her­aus­for­de­run­gen. Über Fra­gen zur finan­zi­el­len Alters­vor­sor­ge, zur medi­zi­ni­schen Betreu­ung, die Unter­brin­gung in Alters- und Pfle­ge­hei­men oder über die Ange­hö­ri­gen­pfle­ge wird täg­lich geschrie­ben. Aber auch inhalt­li­che Aspek­te spie­len eine Rol­le. Frü­her war im Kon­text gesund­heit­li­cher Aspek­te ledig­lich von Kör­per und See­le die Rede. Mitt­ler­wei­le schei­nen die Ver­fas­ser von Well­ness­an­ge­bo­ten auch den Geist wie­der ent­deckt zu haben. Jeden­falls gehört die­ses wich­ti­ge mensch­li­che Ele­ment heu­te wie selbst­ver­ständ­lich zum Voka­bu­lar von Tex­tern und Wer­bern.

Drei ande­re Begrif­fe, näm­lich Frei­heit, Gleich­heit und Brü­der­lich­keit stam­men aus den Zei­ten der fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on. Rudolf Stei­ner ver­wen­det sie bei ver­schie­de­nen Gele­gen­hei­ten in sei­nen Vor­trä­gen zur sozia­len Drei­glie­de­rung, aber auch im Zusam­men­hang mit Geburt, Lebens­mit­te und Tod. Im Lebens­lauf eines Men­schen kom­men die­se immer wie­der vor. Denn zu Beginn unse­res Lebens sind wir alle gleich, wäh­rend der berufs­tä­ti­gen Lebens­pha­se ler­nen wir, mit sozia­len respek­ti­ve brü­der­li­chen Aspek­ten umzu­ge­hen, und im (Pensions-)Alter ent­de­cken wir die Frei­heit neu. Dabei spie­len die drei Berei­che Leib, See­le und Geist eine eben­so wich­ti­ge Rol­le wie Frei­heit, Gleich­heit und ­Brü­der­lich­keit. Denn, ist eines die­ser Ele­men­te beein­träch­tigt, ent­steht ein Ungleich­ge­wicht; wir füh­len uns nicht mehr gesund. Im Alter wird dies beson­ders spür­bar, vor allem, wenn dadurch die Selb­stän­dig­keit schwin­det.

Weil das The­ma „älter wer­den“ momen­tan aktu­ell im Gespräch ist, hof­fe ich, dass unse­re Bei­trä­ge auch auf Ihr Inter­es­se stos­sen.

AutorenIm Namen der Redak­ti­on
Chris­toph Oling

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